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Veröffentlicht am 21.07.2025 11:12

Gedenkveranstaltung für elf ehemalige Zwangsarbeiter


Von Ulrike Seiffert
Elf Ehrenzeichen erinnern an die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing. (Foto: Ulrike Seiffert)
Elf Ehrenzeichen erinnern an die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing. (Foto: Ulrike Seiffert)
Elf Ehrenzeichen erinnern an die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing. (Foto: Ulrike Seiffert)
Elf Ehrenzeichen erinnern an die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing. (Foto: Ulrike Seiffert)
Elf Ehrenzeichen erinnern an die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing. (Foto: Ulrike Seiffert)

In München gedenkt man der Opfer des Nationalsozialismus nicht mit Stolpersteinen im Gehweg, wie in über 1.200 anderen Städten Europas. Stattdessen setzt München auf Stadtratsbeschluss seit 2015 auf „Erinnerungszeichen“ – Stelen oder Wandtafeln auf Augenhöhe, installiert an den letzten Wohn- oder Wirkungsorten der Opfer. Inzwischen gibt es bereits 289 Erinnerungszeichen an über 120 Orten in ganz München. Die letzten elf wurden am vergangenen Freitag im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Neuaubing an der Bodenseestraße gesetzt.

Die Initiative dazu ging von der Siedlervereinigung der Dornier-Eigenheimer e.V. in Neuaubing aus. Sie wollte ein unübersehbares Zeichen gegen das Vergessen der zahllosen unschuldigen Opfer des Nationalsozialismus setzen, die zwischen 1942 und 1945 im Zwangsarbeiterlager der Reichsbahn in Neuaubing unter menschenunwürdigen und sogar grausamen Bedingungen lebten und deshalb ihr Leben verloren. Die insgesamt sechs Baracken waren Teil der 450 Lager für gewaltsam verschleppte Arbeitskräfte in München. Die Mehrheit von ihnen stammte aus Polen, Weißrussland, Russland und der Ukraine.

Nicht verurteilen, sondern erinnern

Zur würdigen Gedenkfeier in Neuaubing stellten Angehörige und Lokalpolitiker zwei Stelen mit elf Erinnerungszeichen auf - symbolisch für die rund 1.000 Neuaubinger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Zeichen erinnern an Iwan Blyznjuk, Anita Hoffmann, Andrij Kiritschenko, Emilija Kriger, Seitiagop Mimikleo, Antonio Salvatore, Wassyl Schaferost, Efrosinija Surdakowa, Jacobus Verwoerd, Wincenty Więcek und Maria Wojciechowska. Mitglieder der Siedlervereinigung verlasen ihre Biografie.

Siedlervereinigung-Vorsitzende Antje Brandl erklärte, dass die vergoldeten Zeichen „nicht verurteilen und Schuld zu weisen, sondern erinnern“ sollen. In diesem Sinne werde die Siedlervereinigung die Patenschaft für diese Stelen übernehmen.

Außenstelle des NS-Dokuzentrums

Sebastian Kriesel, Vorsitzender des Bezirksausschusses 22 (BA), unterstrich die große Bedeutung dieser Zeichen in der heutigen Zeit. „Es handelt sich um elf Namen. Aber die Zahl derjenigen, die hier ihr Leben verloren haben, ist weit höher“, sagte er. Mit den Erinnerungszeichen würden die Schicksale „in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt“, meinte er weiter und betonte die Unterstützung des BA für die Erinnerungsarbeit.

An der Stelle des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers errichtet das NS-Dokumentationszentrum München bis 2027 einen Erinnerungsort zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit. Dazu wird auch eine Baracke aus der damaligen Zeit für Anschauungszwecke hergerichtet werden. Die Stelen mit den Erinnerungszeichen bleiben Teil des Erinnerungsorts.

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