Ein lautes „Zack-zack!“ hallt durch den Probenraum. Jutta Göbber steht mitten auf der Bühne und treibt die Kinder an. „Schneller! Das muss sitzen!“ Wenige Tage vor der Premiere ist noch nicht alles rund. Die Szenenwechsel haken, die Lautstärke reicht nicht bis in die letzte Reihe und auch bei den Erwachsenen wackelt der ein oder andere Satz. Doch das Grundgerüst steht. Seit Wochen proben die Viertklässler, gemeinsam mit Vertretern vieler Vereine für das Theaterstück „War’s früher ganz anders?“, geschrieben von Jutta Göbber, Daniela Herzog und Bärbel Mehnert-Jäger. Zum 375-jährigen Jubiläum der Inninger Schule lassen sie zwei Epochen aufeinandertreffen, auf einer Bühne, die in der Mitte geteilt ist: links das Jahr 1650, rechts die Gegenwart.
Im historischen Klassenzimmer tragen die Kinder Kittel, Hauben und grau-beige Schürzenkleider. Alles wirkt ein bisschen farblos und sehr streng. Das Bühnenbild zeigt auch, dass damals die Schule Wohnraum, Arbeitsplatz und Klassenzimmer zugleich war. Zucht und Ordnung“ herrschen im 17. Jahrhundert. Der Schulmeister – Lehrer, Bauer, Mesner, Schreiber und Chorleiter in Personalunion – führt das Regiment mit erhobenem Stecken. Auf der Bühne heißt es: „Nur grad darfst du sitzen, und stehen nicht krumm. Der Kopf bleibt oben, der Mund stumm!“ Wer widerspricht, wird angebrüllt: „Halt die Babbm und frag ned so viel, sonst…“ ruft der Schulmeister und lässt schon mal die Kleinen zur Strafe auf dem Holzscheitl knien.
Die Kinder müssen Holz fürs Feuer aufschichten, helfen bei der Rübenernte und beim Turnen wird nicht gespielt, sondern exerziert: Liegestützen, Kniebeugen, Stillgestanden.
Die Kontraste könnten größer kaum sein: Auf der anderen Bühnenhälfte leuchtet die Gegenwart in bunten Shirts, Turnschuhen und Leggings. Respekt, Höflichkeit, soziales Miteinander – das sind die Schlagworte von heute. Die Lehrer sind herzlich, die Eltern besorgt und liebevoll. Es gibt Schultüten, Bücher, Computer und Handys. Und Taschenrechner natürlich.
„Wie konntet ihr früher eigentlich ohne Taschenrechner rechnen?“, fragt ein Lehrer von heute hinüber ins 17. Jahrhundert. Die Antwort folgt prompt: mit dem Abakus. Kugeln werden hin- und hergeschoben, das Einmaleins kommt aus dem Kopf. Erstauntes Lachen auf der bunten Seite der Bühne. Auswendig lernen? Echt jetzt?
Die Zeiten haben sich geändert. Und sie begegnen sich auf dieser Bühne mit viel Witz, Tempo und lustigen Einfällen.
Die Musik kommt bei den Proben noch vom Band. Bei der Aufführung wird die Lehrerband auf der Bühne stehen mit Michael Reiserer, Monika Raml, Esther Balasz und unter der Leitung von Martin Vogl von der Musikschule Inning.
Die öffentliche Generalprobe steigt am Freitag, 18. Juli, um 11 Uhr in der Inninger Mehrzweckhalle. Die offizielle Premiere folgt am Samstag, 19. Juli, um 17 Uhr. Eine dritte Aufführung gibt es am Sonntag, 20. Juli, um 16 Uhr. Karten sind erhältlich im Café Hutter, im Hort der Nachbarschaftshilfe, im Gemeindearchiv und bei Optik Wittenberger.