Der Ortverband der Grünen freut sich über die Umbenennung von zwei Straßen mit Bezug zum Nationalsozialismus - auch wenn das Abstimmungsergebnis von nur 11 zu 9 Stimmen bei der Madeleine-Ruoff-Straße und Erich-Holthaus-Straße für bedenklich hält. Entsetzt zeigt sich der Ortverband der Grünen jedoch „wie in Teilen die Debatte besonders zur Ploetzstraße geführt wurde, die von der Umbenennung ausgenommen bleibt” wie es Charlotte Wehn formuliert.
Die Straße sei in den fünfziger Jahren nach einem maßgeblichen Mitbegründer der Theorie der „Rassenhygiene”, Alfred Ploetz, benannt, der seit 1914 in Herrsching wohnte. Diese Theorie sei eine wichtige theoretische Grundlage für die Rassen- und Euthanasiegesetze der Nationalsozialisten gewesen, wofür Adolf Hitler persönlich Alfred Ploetz mit einer Professur in München belohnte.
Bereits im Jahr 2002 hatte der Gemeinderat nach dem Hinweis einer Bürgerin auf die Vergangenheit des Namensgebers erstmalig über den Straßennamen diskutiert. „Zu einer Umbenennung und damit konsequenten Aufarbeitung kam es dann jedoch nicht”, sagt Wehn. Lediglich der Vorname wurde gestrichen.
Wehn kritisiert scharf, dass es auch diesmal im Gemeinderat keine Mehrheit für eine Umbenennung gab: „Menschenverachtendes Gedankengut verdient keine Würdigung. Als Gemeinde ist es wichtig, besonders vordem Hintergrund eines erstarkenden Rechtsrucks in Europa und der Welt eine klare Haltung zu zeigen. Gerade jetzt, kurz bevor sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährt”, sagt Wehn.