Das Kriseninterventionsteam (KIT) des BRK, Kreisverband Starnberg, feierte sein zehnjähriges Bestehen im Gasthof Post in Herrsching. Gäste waren der Landrat, Vorstand des KV Starnbergs, die Kreisbereitschaftsleiter, Leitungs- und Führungsmitglieder der Bereitschaften, Mitglieder der Notfallseelsorge, der Arge, der Kreisbrandrat Helmut Schweickart, Vertreter der Kirche, Mitarbeiter des KV und natürlich das Einsatzteam und die Nachwuchsgruppe mit jeweils 15 Mitgliedern.
Zehn Jahre Krisenintervention, das heißt „zehn Jahre mit Herz, Engagement und viel Kraft Menschen geholfen”, so Nicole Scheibenpflug, Fachdienstleiterin der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des BRK Starnberg, in ihrer Begrüßung. Krisenintervention sei so wichtig, weil sie Menschen in den ersten Stunden nach einem plötzlichen belastenden Ereignis nicht alleine lasse. Der Gründer und ehemalige Leiter, Marc Jenke, erklärt das so: „Wir geben Halt, wo der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Wir hören zu, wenn Worte fehlen. Wir helfen, den ersten Schritt zurück ins Leben zu finden, in einer Zeit, in der Orientierung, Sicherheit und Mitgefühl entscheidend sind.”
Landrat Stefan Frey bedankte sich bei den Ehrenamtlichen. „Ihre Arbeit geschieht oft im Hintergrund, doch ihr Wert ist unermesslich. Ihr Einsatz für Menschen in Not zeigt, dass Solidarität und Nächstenliebe in unserem Landkreis gelebte Werte sind.”
Begonnen hatte Marc Jenke 2014 mit einigen engagierten Kolleginnen und Kollegen. Rund ein Jahr dauerte dann die Ausbildung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und im September 2015 begann dann die eigentliche Arbeit. Im Februar 2025 hat Jenke die Leitung an Nicole Scheibenpflug und Heidi Holy übergeben. „Zwei Menschen, die mit Kompetenz, Empathie und Leidenschaft das KIT Starnberg in die Zukunft führen werden”, so Jenke.
Das Kriseninterventionsteam ist immer dann zur Stelle, wenn die anderen Helfer gegangen sind. Wenn jemand bei einem Unfall stirbt oder ein Opfer von Gewalttaten wird, bei Bränden, bei denen die eigene Existenz verloren geht oder auch bei Großschadenslagen, die Ehrenamtlichen treffen immer auf völlig verzweifelte Menschen, die meist nicht wissen, wie es weitergehen soll. Wenn Polizei und Rettungsdienst gegangen sind, sind sie völlig auf sich alleine gestellt und fallen meist in ein tiefes Loch.
„Dann sind wir zur Stelle und kümmern uns um sie”, so Heidi Holy. Oft dauert es nach dem Schock, bis die Geschädigten oder Angehörigen überhaupt wieder sprechen können, die Zeit nehmen sich die inzwischen 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Weitere 15 befinden sich gerade in der Ausbildung. Dazu kommen neben den Einsätzen monatliche Dienstabende und vierteljährliche Supervisionen mit Psychologen. Das Mindestalter ist 23 Jahre und nicht jeder kann mitmachen. „Strategien zur Bewältigung des Leids, das man sieht, kann man nicht vollständig erlernen, dazu muss man auch der richtige Typ sein”, erklärt Jenke, der sich inzwischen als Landesfachdienstleiter PSNV engagiert.
Das KIT ist ein eigener Fachdienst innerhalb der Bereitschaften des BRK Starnberg und auch als Schnelleinsatzgruppe Psychosoziale Notfallversorgung (SEG PSNV) für Großeinsätze zuständig. Die Arbeit endet aber nicht bei den Betroffenen und Angehörigen. Im Rahmen der Psychosozialen Unterstützung für Einsatzkräfte (PSNV-E) haben auch die ausgebildeten Helferinnen und Helfer nach belastenden Ereignissen eine Unterstützung bei deren Verarbeitung. Das Kit an sich ist für die meisten noch mehr als gelebte Hilfe am Nächsten, ergänzt Nicole Scheibenpflug, „das KIT ist eine große Familie, die sich auch gegenseitig hilft und immer füreinander da ist.”
Michael Kuffer, Kreisvorsitzender des BRK Starnberg, bedankte sich bei den Ehrenamtlichen, die diese so wichtige gesellschaftliche Aufgabe schultern und erinnerte dabei, auch auf sich selbst gut aufzupassen, denn „Nur wer fühlt, was er sieht, der gibt, was er kann.”
Das Kriseninterventionsteam wird in der unmittelbaren Situation tätig und kann nur über die integrierte Leitstelle über den Notruf 112 angefordert werden. Es finanziert sich ausschließlich über Spenden.