Karl Valentin setzte der Burg Grünwald und seinen mittelalterlichen Bewohnern ein unsterbliches Denkmal in seinem Lied „Ja, so warn’s die oiden Rittersleit“. – Denn sie hatten wahrlich bewegte Zeiten erlebt. An einem alten Isarübergang gelegen, war die Burg ursprünglich Sitz Andechser Ministerialen. Schon vor 1272 ging sie in den Besitz der bayerischen Herzöge über und war dann drei Jahrhunderte lang Jagdschloss. Zwischen 1486 und 1487 wurde sie grundlegend umgebaut. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Burg Staatsgefängnis, später diente sie bis 1872/73 als Pulvermagazin. Nach cirka 100-jährigem Privatbesitz wurde sie 1979 zum Burgmuseum Grünwald. Heute ist die Burg ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung.
Und wie san’s heute, die Burgherren? Sie pflegen sehr sorgsam die alte Bausubstanz, die hauptsächlich aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammt. Nach umfangreichen Renovierungen der letzten Jahre sind die Ausstellungsräume der Burg nun wieder vollständig zu besichtigen und die Geschichte des Lebens auf der Burg mit hochwertigen originalen Ausstellungsstücken illustriert.
Und jetzt bekommt die historische Burg auch noch eine moderne Wärmeversorgung, denn sie wird an das Grünwalder Fernwärmenetz angeschlossen. Mit einer Leitungslänge von rund 60 Metern und einer Anschlussleistung von 140 kW wird die Fernwärme künftig sowohl für die Bereitstellung des Warmwassers als auch die Versorgung der Heizung des Gebäudes sorgen.
„Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten die diesmal sehr aufwändigen Planungen und Vorarbeiten erfolgreich durchgeführt werden. Es handelt sich ja auch um einen ganz besonderen ‚Hausanschluss‘“, berichtet Grünwalds Erster Bürgermeister Jan Neusiedl stolz.
„Die Abstimmungen mit dem Umweltamt und der Archäologischen Staatssammlung haben hervorragend geklappt und der Anschluss an diesen historischen Ort konnte sauber durchgeführt werden. Außergewöhnlich war der Höhenunterschied von Straße über Wall, Burggraben zum Zwinger und anschließend in den Gebäudeeintritt im Burgkeller. Zusätzlich benötigte es noch bauseits eine Kampfmitteluntersuchung beim Tiefbau. Aktuell läuft der Rohrbau erdverlegt und die Arbeiten des Heizungsbauers. Spätestens bis zur nächsten Heizperiode kann die Wärmelieferung erfolgen.“ schildert Andreas Lederle, Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald, den Projektverlauf.
„Dank der Unterstützung der Gemeinde Grünwald und der Erdwärme Grünwald können wir die historischen Gemäuer unserer Burg nachhaltig mit Erdwärme versorgen. Dies ist ein zentraler Baustein bei unseren intensiven Bemühungen für den Klimaschutz.“, so Prof. Dr. Rupert Gebhard, leitender Direktor der Archäologischen Staatssammlung München und damit auch zuständig für das Zweigmuseum, die Burg Grünwald.