Am Samstag, 26. April, jährte sich der tragische Tod einer 65-jährigen Radfahrerin, die auf der Kreillerstraße in Trudering von einem LKW überrollt wurde. Die Frau war auf einem sogenannten Radstreifen in Mittellage (RiM) unterwegs – einem hochumstrittenen Infrastrukturtyp, der nach wie vor in München existiert, obwohl seine Risiken offenkundig sind.
Nach dem Unfall versprach Oberbürgermeister Dieter Reiter, alle Radstreifen in Mittellage stadtweit überprüfen zu lassen. Bislang wurden jedoch keine Ergebnisse einer solchen Überprüfung bekannt. In der Kreillerstraße selbst ist nichts passiert. Ein paar Halteverbotsschilder. Das war’s. Der ADFC forderte nach dem tödlichen Unfall vor einem Jahr sofortige Sicherheitsmaßnahmen und den kompletten Umbau der Kreuzung.
Andreas Schön, Sprecher des Radentscheids: „Mehrspurige Ausfallstraßen mit hoher Verkehrsstärke und vielen abbiegenden Fahrzeugen eignen sich grundsätzlich nicht für Radstreifen in Mittellage. Da braucht es keine weiteren Überprüfungen. Der Oberbürgermeister muss in der Kreillerstraße endlich ein Machtwort sprechen und den Umbau anordnen. Dabei muss auch eine eigene Ampelphase für den Radverkehr in Betracht gezogen werden, auch wenn es hierdurch zu Staus kommen sollte.”
Denn die Vision Zero – null Verkehrstote – ist seit 2018 offizielles Ziel der Stadt München. Doch bei der Umsetzung hakt es gewaltig: Fünf Radfahrende starben allein im vergangenen Jahr im Münchner Straßenverkehr, 3.180 wurden verletzt, davon 318 schwer. Gleichzeitig wird die Umsetzung des Radentscheids ausgebremst, weil die nötigen Gelder für den Umbau nicht durch den Stadtrat bereit gestellt werden - obwohl viele (weitgehend) fertige Planungen vorliegen.
Katharina Horn, Sprecherin des Radentscheids: „Wir brauchen das Schneckentempo auf der Straße selbst, aber nicht beim Vollzug der Maßnahmen der Stadt. Falsche Prioritäten in der Verwaltung und bei der Stadtregierung gefährden letztlich Menschenleben. Wer die Vision Zero ernst meint, muss handeln – konsequent und mit echtem Fokus auf Sicherheit. Der Stadtrat muss die Gelder für den nötigen Umbau bereitstellen, trotz schwieriger Kassenlage.”
Am Sonntag, 18. Mai, findet die ADFC-Radsternfahrt ein. Mit dieser Fahrt setzt sich der Radentscheid München für einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik und eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Radverkehr ein. Details untermuenchen.adfc.de/sternfahrt.
Beim $Ride-of-Silence am Mittwoch, 21. Mai, gedenkt der Radentscheid München im Rahmen einer Gedenkfahrt den im Straßenverkehr getöteten Radfahrenden. Details folgen unter www.radentscheidmuenchen.de/veranstaltungen/ride-of-silence-2025/.
Ganz München braucht sichere und breite Radwege, ein Rad-Vorrangnetz in der ganzen Stadt, sichere Kreuzungen und Einmündungen sowie mehr Radabstellplätze, sowie die Umsetzung eines Altstadt-Radlrings. Der Trägerkreis aus ADFC, Bündnis 90/Die Grünen, BUND Naturschutz, DIE LINKE, Green City e.V. und ÖDP mit der Unterstützung eines breiten Bündnisses von mehr als 50 Partnerorganisationen, rund 1.200 ehrenamtlichen Radlbotschafterinnen und Radlbotschafter und 160.000 Münchner Unterschriften arbeitet weiter an der Umsetzung der wichtigen Mobilitätswendemaßnahmen.