Die Fachschaft Geschichte und Sozialkunde des Bert-Brecht-Gymnasiums in Pasing wird seinem Lehrauftrag in besonderer Weise gerecht. „Wir sind eine sozialwissenschaftlich ausgerichtetes Schule. Unsere Fachschaft hat daher einen besonderen Schwerpunkt“, meinte Bereichsleiter Studiendirektor Karl-Jörgen Simonsen. Zusammen mit seinen 13 Kollegen organisiert er jährlich Zeitzeugengespräche für die Jahrgangsstufen neun bis zwölf, um den Schülerinnen jenseits des trockenen Theorieunterrichtes lebendige Geschichtsgespräche zu bieten. „Seit 2000 laden wir regelmäßig Zeitzeugen zum Gespräch mit unseren Schülerinnen ein“, sagte Simonsen und verwies auf die intensive Vorbereitung zu diesen Treffen. „Die Fachkollegen haben die Schülerinnen sehr gut auf das Thema vorbereitet. Der Nationalsozialismus ist bei uns zentraler Unterrichtsstoff ab Jahrgangsstufe neun“, lobte Simonsen.
Zum Thema „Demokratie im Wandel der Geschichte“ lud sich die Schule vor kurzem ganz besondere Gäste ein: Münchens Alt-OB Hans-Jochen Vogel und den bereits 88-jährige Hans Bonkas vom „Reichsbanner - Bund aktiver Demokraten e.V.“ „Ein besonders herzliches Willkommen gilt Dr. Hans-Jochen Vogel. Schließlich gehört er zu den Taufpaten unserer Schule“, betonte Schulleiter Helmut Satzl zur Begrüßung.
Bonkas spürte den Wandel der deutschen Demokratie unter den verschiedensten Regierungsformen am eigenen Leib: als junger Mann in der Weimarer Republik, als Andersdenkender unter der Naziherrschaft, im Gefangenenlager in der sowjetischen Besatzungszone, als Querdenker, Verfolgter und Gefangener im berüchtigten Bautzner Gefängnis in der DDR sowie als unermüdlich gegen das Vergessen Tätiger und Mitglied des Reichsbanner-Vereins in der Bundesrepublik. Er erzählte sein Leben anschaulich für die jungen Schülerinnen und flocht bewegt Schicksale seiner Freunde und Weggefährten in den Vortrag ein, so dass sich keiner der Anwesenden der Dramatik seins Lebens entziehen konnte. „Die Erziehung junger Menschen zur Demokratie liegt mir besonders am Herzen“, schloss Bonkas seinen Vortrag und lud eine Gruppe Schülerinnen zum nächsten fünftägigen politisch-historischen Seminar des Reichsbanners nach Berlin ein.
Hans-Jochen Vogel begann seinen Vortrag mit den Worten: „Ich habe die Demokratie unseres Landes aktiv mitgestaltet und sehe mich als Botschafter der Demokratie.“ Seinen unermüdlichen Kampf für Gerechtigkeit und Demokratie machte er an eindrücklichen Wendepunkten seines Lebens fest. „Mich formten die Ereignisse 1938, als die Synagoge in München brannte und kein Lehrer uns Auskunft geben mochte oder konnte“, erzählt er. Auch prägten ihn die Erlebnisse nach dem Krieg, der Aufbauwille des deutschen Volkes und die Wiederaufnahme in die Völkerfamilie nachhaltig. „Es genügt nicht, sich um sich selbst zu kümmern. Sondern man muss das Wohl aller im Blick haben. Erkennen Sie darin Ihre Verantwortung“, appellierte er an die Schülerinnen. Als aktives Mitglied im Verein „Gegen Das Vergessen Und Für Demokratie e.V.” möchte er das allgemeine Bewusstsein für Geschichte als Grundlage für eine funktionierende Demokratie schärfen: „Demokratie ist nur so stark, wie die Demokraten im Einzelnen.”
Im Anschluss löcherten die Schülerinnen die Gäste mit Fragen. Die Mädchen interessierten sich in erster Linie für historische Verantwortungen, die sich in der heutigen Zeit aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges ergeben. Etwa zu einem möglichen Verbot der NPD, zur Krise der SPD und zur Bundespräsidenten-Kandidatur von Gesine Schwan.
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