Sie stehen neugierig am Zaun, fressen Gras aus Kinderhänden und lassen sich kraulen. Beim Tag der offenen Tür auf Gut Streiflach gehören die Esel, Pferde und Ziegen zu den Stars. Über 500 Tiere leben auf dem Gnadenhof zwischen Germering und Freiham. Hunde, Katzen, Vögel, Huftiere finden hier seit 25 Jahren ein neues Zuhause. Viele von ihnen stammen aus schlechter Haltung oder wurden abgeschoben, als sie alt oder krank wurden.
Eine Art Zoo oder Tierheim ist der Gnadenhof nicht. Die oft traumatisierten Tiere sind meist nicht mehr vermittelbar und sollen ungestört ihr Leben genießen. Deshalb werden die Tore nur selten für die Öffentlichkeit geöffnet. „Oft nehmen wir Tiere auf, die zuvor quer durch die Republik bei verschiedenen Tierheimeinrichtungen vergeblich anklopften“, erklärt Arpad von Gaal, Vorsitzender des Vereins „Gewerkschaft für Tiere“. Der Grund sind die hohen Kosten, denn Tierarzt, Spezialfutter und Therapien belasten jedes Budget.
Im vergangenen Jahr gab es mehrere Neuzugänge. Eine Ziege, eine Stute, Hunde, Hähne und ein Wildschwein aus Mecklenburg. Im Dezember wurden 22 schwarzglänzende Cayuga-Enten aus einem privaten Gehege gerettet, das nur aus Schlamm bestand. „Sie sind komplett verdreckt und nass, haben kein Futter und keinen Stall mit trockener Einstreu, um sich zu säubern“, lautete die Klage aus dem Veterinäramt. Der Gnadenhof reagierte schnell, baute eine Pferdebox zum Entenstall mit Badewanne um. Sie wurde von den Enten sofort gestürmt. Eine neue Heimat haben auch fünf ehemals verwahrloste Schafe gefunden. Sie wurden mit Mineralien und Extrafutter aufgepäppelt. Wenig später brachten sie fünf Lämmer zur Welt.
Etwa 100.000 Quadratmeter ist das Areal groß, das der Verein vor 25 Jahren von der Stadt München gepachtet hat. Inzwischen gehört es ihm. Die Besucher, die an diesem Tag an den Gehegen entlanggingen, blieben immer wieder vor den Tafeln stehen, auf denen die Lebensgeschichten der Tiere standen. Hund Rocky wurde als Welpe misshandelt. Schweine, die einst als Ferkel zum Kuscheln angeschafft wurden, passten später mit ihren 100 Kilos nicht mehr in die Zwei-Zimmer-Wohnung. Und die Hähne, die heute in einer Art „Männer-WG” fröhlich um die Wette krähen waren einst niedliche Küken, bis das Krähen störte und sie abgeschoben wurden. Beim Gnadenhof dürfen sie leben. Doch das alles kostet Geld. Und es sind Investitionen geplant. So muss die verwitterte Westfassade für etwa 47.000 Euro renoviert werden. Der Verein sucht deswegen Spender sowie Paten für die Tiere auf dem Gnadenhof Gut Streiflach und den Gnadenhof für Bären bei Bad Füssing. Dort leben Tiere, die früher als Zirkus- oder Tanzbären missbraucht wurden. Infos unter: www.gewerkschaft-fuer-tiere.de.