Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) e.V. setzt sich für eine bessere Barrierefreiheit in der Innenstadt ein. Zu einem Vor-Ort-Termins trafen sich Vertreter des BBSB mit vier Münchner Stadträten, um auf die unzureichende Situation in der Fußgängerzone aufmerksam zu machen. Roland Hefter (SPD), Stefan Jagl (Die Linke), Sofia Langmeier (Bündnis 90/Die Grünen) und Barbara Likus (SPD) machten sich vor Ort ein Bild und tauschten sich mit Stefanie Freitag (Bezirksgruppenleiterin des BBSB) und Bernhard Claus (Experte für bauliche Barrierefreiheit beim BBSB) aus.
„Sehen Sie, hier haben wir den Fall, dass ein Obst- und Gemüsestand mitten auf der sogenannten Markierung steht. Mit Hindernissen, wie zum Beispiel auch Fahrrädern oder Rollern, haben wir blinden und sehbehinderten Menschen ständig zu kämpfen, denn für die Bürger ist ja gar nicht ersichtlich, dass diese Regenrinne als Leitstreifen dienen soll“, erklärt Stefanie Freitag in der Fußgängerzone, ein paar Gehminuten vom Rathaus in Richtung Stachus entfernt, den Stadträten.
Der Anlass des Treffens war das fehlende taktile Blindenleitsystem in der Fußgängerzone. Statt eines solchen Systems ist dort lediglich eine Regenrinne in der Mitte vorhanden. Die Stadt hatte bisher erklärt, dass diese Regenrinne als Orientierung für blinde und sehbehinderte Menschen ausreiche. Der BBSB wies jedoch darauf hin, dass dies keinesfalls den Anforderungen an Barrierefreiheit entspricht. „Die Regenrinne bietet keinerlei Sicherheit oder klare Orientierung für blinde und sehbehinderte Menschen. Sie ist weder durchgängig ertastbar noch hebt sie sich taktil oder akustisch ausreichend von der Umgebung ab. Ein Blindenleitsystem muss zuverlässig und klar erkennbar sein, um die sichere Fortbewegung zu gewährleisten“, erklärt Bernhard Claus, der sich seit mehr als zwanzig Jahren mit baulicher Barrierefreiheit befasst.
Während des Termins sollte den Stadträten praxisnah demonstriert werden, wie schwierig und gefährlich es ist, sich allein anhand der Regenrinne zu orientieren. Der BBSB fordert die Installation eines durchgehenden und klar strukturierten Blindenleitsystems auf der Länge der gesamten Fußgängerzone. Er appelliert an die Stadtverwaltung, die Belange blinder und sehbehinderter Menschen ernst zu nehmen und die Fußgängerzone entsprechend barrierefrei zu gestalten. „In einer modernen und inklusiven Stadt wie München dürfen Menschen mit Sehbehinderung nicht weiterhin benachteiligt werden“, betont Bernhard Claus.