Der Haltepunkt Weichselbaum ist kein Lost Place. Wenn man mit einem alten Weßlinger an den Ort geht, an dem früher die Bahn gehalten hat, erinnert nichts mehr an dieses Kapitel der Verkehrsgeschichte. Im Mai 1972 strich die Deutsche Bahn den Halt kurz vor den olympischen Spielen aus dem Fahrplan und ersetzte ihn durch die S-Bahn-Haltestation Neugilching. Damals gab es rund um den alten Bahnsteig Wald und Wiesen, Dornier und das DLR. Heute liegt unweit davon der Air Tech Campus am Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen. Forschung und Start-ups beschäftigen rund 12.000 Menschen.
Seit einigen Jahren werden die Rufe nach einer Reaktivierung des Bahnhofs immer lauter. Angesichts von den weiteren Ausbauplänen wie dem Galileo-Zentrum und dem Mondkontrollzentrum werden neue Arbeitsplätze erwartet.
Jeden Morgen und Abend sieht man Trauben von Menschen an der S-Bahnstation Neugilching auf den Bus zum Air-Tech-Campus und DLR warten. Viele machen sich auch zu Fuß auf den etwa halbstündigen Weg zu ihren Arbeitsplätzen in Oberpfaffenhofen auf oder sie fahren gleich mit dem Auto, was regelmäßig zu Rückstaus an der Einfahrt zum Air-Tech-Campus führt. So viel praktischer wäre es für alle, wenn sie direkt mit der S-Bahn an ihre Arbeitsstätte kommen könnten.
Es liegt eine Machbarkeitsstudie des Freistaats vor, die diesen Wunsch unterstützt und ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis attestiert. Die Experten rechnen mit etwa 10.000 Passagieren pro Tag. Sie schlagen einen neuen Haltepunkt mit barrierefreien Außenbahnsteigen, Park-and-Ride-Platz und Busumstieg vor. Die Gutachter kommen zu einem positiven Kosten-Nutzen-Verhältnis und kalkulieren mit knapp 70 Millionen Euro.
Die Idee den Bahnhof zu reaktivieren reicht viele Jahre zurück. Schon seit Jahren wünschen sich die Gemeinden Weßling, Gilching und Gauting (ein Bereich des Campus gehört zu dem Gemeindegebiet) den Bahnhof zurück. Der alte Bahnhof wurde in den 1930er Jahren für den Werksverkehr der Flugzeugfirma Dornier genutzt und später für alle geöffnet.
Die Gemeinden haben sich dafür ausgesprochen die Planungen weiterzuverfolgen. Dabei ist den Gilchingern der Erhalt des S-Bahn-Halts Geisenbrunn wichtig.
Aber der Weg von der Studie zur Baustelle ist lang. Ohne den zweigleisigen Ausbau zwischen Steinebach, Seefeld-Hechendorf und die zweite S-Bahn-Stammstrecke dürfte es eng werden. Der Landkreis rechnet eher damit, dass der Halt zusammen mit der neuen S-Bahn-Stammstrecke kommen könnte und zwar nicht vor 2035.
Der alte Bahnhof wird so schnell nicht auferstehen. Bis es dort heißt „nächster Halt Weichselbaum“ oder – so der Wunsch der Flughafenbetreiber – „nächster Halt Campus Oberpfaffenhofen“ dürften noch einige Fahrplanwechsel ins Land gehen.