Die Lindemannstraße ist eine idyllische schmale Straße. Auf rund 200 Metern wechseln sich Reihenhäuser mit Doppelhaushälften ab, die Hecken sind ordentlich gestutzt, Vögel zwitschern. Die Garagen neben den Anwesen bieten Platz für Autos – für eher kleine Autos. Denn viele der Garagen sind alt und viele der Autos neu. Und groß. Kleine Garagen und große Autos sind oft nicht kompatibel, weswegen die großen Autos auf dem Platz vor den Garagen abgestellt werden. Oder am Rand. Auf der Straße. Direkt am Gartenzaun.
Damit ist aber seit einigen Wochen Schluss. Denn die Lindemannstraße ist ein so genannter verkehrsberuhigter Bereich. Und jetzt wird's unruhig.
Fürs Grundwissen: Ein verkehrsberuhigter Bereich ist durch ein blaues Schild gekennzeichnet. Darauf in Weiß zu sehen: ein Haus, ein Auto, eine als Linie angedeutete Straße sowie eine große und ein kleine Person, die offensichtlich Ball spielen (weiße Kugel). Autos dürfen hier fahren. Allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit, also so rund fünf bis sieben Stundenkilometer. Autos dürfen hier auch geparkt werden. Aber nur innnerhalb der dafür gekennzeichneten Flächen.
Diese Flächen gibt es in der Lindemannstraße nicht. Geparkt wurde trotzdem. Lange sei das gut gegangen. „Jahrzehntelang”, wie es in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Allach-Untermenzing hieß. Dann plötzlich wurde aufgeschrieben, es flatterten Knöllchen von der Polizei auf die Windschutzscheiben. „Wir mussten tätig werden”, so Polizeiobermeister Grosso auf Nachfrage. Beim BA gingen Anrufe ein und Schreiben, was das denn solle. Schnell machte das Gerücht die Runde, der BA habe das veranlasst.
Dem widersprach BA-Vorsitzender Pascal Fuckerieder (SPD) energisch. „Das war nicht der BA”, betonte er in der Sitzung. „Der Anstoß kam von einem einzigen BA-Mitglied.” Ein Name wurde nicht genannt. Die Anwohner sind mit ihren Autos inzwischen ausgewichen, vermeiden das Parken in der Lindemannstraße – und wünschen sich ihre Parkplätze zurück.
„Wir bemühen uns um eine schnelle Lösung”, sagte Fuckerieder. „Dazu wollen wir die Anwohner miteinbinden und auch Feuerwehr und Müllabfuhr dazunehmen.” Ein Antrag auf Markierung von Parkplätzen werde beim Mobilitätsreferat gestellt. Auch Stefanie Martin (CSU) drang auf eine rasche Lösung. „Wir brauchen nicht nur so viele Parkplätze wie möglich, sondern auch so schnell wie möglich”, sagte sie.
Denn apropos schnell: Seitdem in der Lindemannstraße nicht mehr geparkt werden darf, halten sich nicht mehr so viele Autofahrer an die Schrittgeschwindigkeit. Mehr Platz verleite zum schnelleren Fahren, wie es in der Sitzung hieß.
Und zum guten Schluss: Nach wem ist eigentlich die Lindemannstraße benannt? Carl Louis Ferdinand von Lindemann war ein deutscher Mathematiker. Geboren wurde er am 12. April 1852 in Hannover. 1893 wurde er an die Ludwig-Maximilians-Universität in München berufen, wo er den Rest seines Lebens blieb und in den Jahren 1904/05 das Amt des Rektors innehatte. Seit 1895 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1905 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Er starb am 6. März 1939 in München.
Im Gegensatz zum verkehrsberuhigten Bereich ist in der Spielstraße der Verkehr komplett ausgeschlossen. Hier dürfen weder motorisierte Fahrzeuge noch Fahrradfahrer fahren und parken. Die Spielstraße ist gekennzeichnet durch das runde rot-weiße Verbotsschild und das Zusatzschild darunter mit dem spielenden Kind in Schwarz auf weißem Grund.