Beim japanischen Mondfest Tsukimi steht eigentlich der Mond im Zentrum. Doch an diesem Nachmittag stahl die strahlende Sonne dem Mond die Show. Bei bestem Wetter feierten die Gäste im und rund um den Weßlinger Pfarrstadel den Erntevollmond mit einem bunten Programm, das japanische Traditionen nahe brachte. Zum Fest hatte die Deutsch-Japanische Gesellschaft (djg) eingeladen.
Seit mehr als 1000 Jahren wird Tsukimi in Japan gefeiert. Das Wort bedeutet übersetzt „Mondbeobachtung”. Es ist das Gegenstück zum Kirschblütenfest „Hanami”, das im Frühjahr begangen wird und die „kleinere Schwester” des Japanfests im Englischen Garten mit seinen etwa 100.000 Besuchern. „Den Mond werden Sie heute nicht sehen”, erklärte djg-Vorsitzender Oliver Schön. Das Fest wurde aus klimatischen Gründen vom Mondkalender abgekoppelt und findet bei uns immer am ersten Samstag nach Schulbeginn statt. Viele Vereinsmitglieder und Freunde der japanischen Kultur waren gekommen. Einige Frauen hatten sich den traditionellen Kimono angezogen und japanische Tabi-Schuhe, bei denen die Zehenpartie getrennt ist.
Der Deutsch-japanische Frauenchor sang, die Taiko-Schlagzeuger von der Gruppe Raiko bearbeiteten ihre fassförmigen Trommeln. Im Hintergrund erklangen die Glocken der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt – eine gelungene Symbiose zwischen Fernost und West. Der japanische Generalkonsul Kenichi Bessho sprach Grußworte und Zweiter Bürgermeister Andreas Lechermann begrüßte die japanischen Gäste mit einem „Irasshaimase” (willkommen). Er erinnerte an die Intention des Mondbetrachtungsfests und empfahl „öfter innezuhalten und sich der vergänglichen Dinge des Lebens bewusst zu werden“.
Die Aikidoka der Münchner Yoshinkan-Schule zeigten Wurf-, Druck- und Hebeltechniken.
Nebenan falteten Kinder und Erwachsene Kraniche und Füchse aus Papier. Origami braucht weder Schere noch Kleber.
Im Foyer hatte Ikebana-Lehrerin Ingrid Eichinger Blumen-Arrangements aufgebaut. Die herbstlichen Zweige, Äste und Blüten werden nach strengen Grundregeln und Techniken gesteckt. Die Arrangements repräsentieren Himmel, Mensch und Erde. Himmelsrichtungen, Kontraste, Rück- und Vorderseite der Pflanzen sowie die Reihenfolge des Steckens sind genau durchkomponiert.
Fast-Food à la Japan gibt es vom Foodtruck mit Gyozas, Omusubis und Sanshoku und dazu die bayerische Alternative, Bratwurst vom Rost. Später genossen die Japan-Fans im Pfarrstadl japanische Musik und Tänze. Vollmond war eigentlich erst eine Woche später am 7. Oktober. Der nächste Vollmond ist dann wieder am 4. November. Dann kann jeder sein eigenes „Tsukimi” feiern und die Reflexionen des Mondes auf der Wasserfläche bewundern.