Mit einem feierlichen Spatenstich markierte die Gemeinde Gräfelfing die nächste Stufe zur gemeindlichen Geothermie-Gewinnung. „Das ist ein ganz besonderer Tag für uns. Mit dem Spatenstich wir unser Projekt endlich sichtbar, auf das wir so viele Jahre lang hingearbeitet haben“, erklärte Bürgermeister Peter Köstler. „Das wegweisende Geothermie-Projekt nimmt nun für jedermann sichtbar endlich Gestalt an.“ Mit Blick auf die politische und klimapolitische Situation verwirkliche die Gemeinde hier vorausschauend für die nächsten Generationen eine CO2-neutrale, umweltschonende und lokale Energieversorgung. „Es ist ein kluger Schritt, um die Ressourcen der Natur zum Wohle aller nutzbar zu machen.“
Unter den Gästen der Veranstaltung waren Vertreter des Freistaates, der Regierung von Oberbayern, die Bürgermeister der Nachbargemeinden, Gemeinderäte und Vertreter der Vereine. Insbesondere dem Schäferhunde-Verein und dem Reitsportverein dankte Köstler für die konstruktive Zusammenarbeit. Schließlich rückten diese Vereine zur Seite, um dem Mega-Projekt Platz zu machen.
Die Vorgeschichte geht auf Gespräche mit dem Claim-Vorbesitzer Unternehmer Baldur Trinkl im Jahr 2009 zurück. Dessen Voruntersuchungen ergaben, dass mit heißem Wasser in über 3.000 Metern Tiefe zu rechnen sei. Erst 2016 konnte Gräfelfing den Claim erwerben und fasste 2017 den Grundsatzbeschluss, Geothermie zu fördern. 2022 wurde die Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG (GGK) gegründet. Es konnten entscheidende Genehmigungen für den Bohrplatz, die Tiefenbohrungen, die Heizzentrale und das Fernwärmenetz eingeholt werden. Auch die Förderzusagen in Höhe von über 50 Mio. Euro (das sind 40 Prozent der Gesamtkosten) aus der Bundesförderung für effektive Wärmenutzung wurden vereinbart.
„Ich bin sehr dankbar, dass der Gemeinderat mit seinem einstimmigen Beschluss zur vollständigen Übernahme des Geothermie-Projekts in die kommunale Hand weiterhin ein starkes Signal sendet, den begonnen Weg weiterzugehen und die Wärmeversorgung für Gräfelfing nachhaltig, regional und klimaschonend aufzustellen“, so Bürgermeister Köstler weiter. „Und voraussichtlich wird unser Zukunftsprojekt nicht an der Ortsgrenze enden“, sagte er vor allem an die anwesenden Bürgermeister Hermann Nafziger aus Planegg und Harald Zipfel aus Neuried gewandt.
Um das heiße Wasser zu den Endkunden zu liefern, verfolgt Gräfelfing schon seit einiger Zeit den Ausbau des Fernwärmenetzes bei jedem Straßenbauprojekt. Dies erfolgt zunächst entlang der Haupttrassen. „Im Gewerbegebiet können wir bereits auf ein bestehendes Fernwärmenetz zurückgreifen“, so GGK-Geschäftsführer Thomas Banck. Er dankte dem Gemeinderat und der Verwaltung für „den Rückenwind“.
Landrat Christoph Göbel, der als Gräfelfinger Bürgermeister ebenfalls schon mit dem Projekt befasst war, meinte: „Früher haben wir gedacht, wir machen jetzt in Windeseile Geothermie und mussten uns doch auf einige Jahre Planung einstellen.“ Jetzt sei das Projekt „viel besser, als wir es uns vorgestellt hatten, nämlich zu 100 Prozent kommunal und nachhaltig.“ Der Landkreis habe das riesige Glück, auf das Molassebecken zurückgreifen zu können, das im Norden rund 90 Grad heißes Wasser und hier im Süden 150 Grad heißes Wasser spendet. Landkreis-Spitzenreiter Sauerlach könne inzwischen 56 Prozent aller Haushalte mit Geothermie versorgen.
„Dass es nun endlich auch in Gräfelfing vorangeht, ist eine tolle Sache“, so Göbel weiter. Die gründliche Vorbereitung verspreche Erfolg „und uns allen eine sehr, sehr gute Zukunft. Ich wünsche von Herzen Glück auf, auch wenn es in diesem Fall abwärts geht und stets gute Vereinbarkeit mit den Nachbarn. Hier sind wir für die Zukunft gerüstet.“