Der Name Ferdinand Porsche ist vor allem dank des nach ihm benannten Sportwagens heute jedermann geläufig. Dass der Ingenieur und Automobilkonstrukteur aus Böhmen stammte, dürfte hingegen nicht jedem bekannt sein. Porsches 150. Geburtstag ist für das Sudetendeutsche Museum in der Hochstraße Anlass, sich in einer Sonderausstellung auf seine Spuren zu begeben - und gleichzeitig noch weitere Pioniere der Mobilität aus Böhmen und Mähren zu würdigen.
Die Spurensuche in der Mitte Juli eröffneten Ausstellung „Ferdinand Porsche und andere Pioniere. Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren” beginnt bei der Eisenbahn, dem ersten Massenverkehrsmittel. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den „Selbstbewegern”, also dem Fahrrad, dem Motorrad und dem Automobil. Hinter all diesen Fortbewegungsmitteln standen findige Techniker und kreative Konstrukteure, mancher davon eben mit Wurzeln in Böhmen und Mähren, also der heutigen Tschechischen Republik. So wurde auch Ferdinand Porsche am 3. September 1875 im böhmischen Maffersdorf (heute ein Stadtteil von Liberec) geboren. Der Sohn eines Spenglers fing 1893 als Mechaniker bei der Firma Egger & Co. in Wien an und arbeitete sich dort schnell nach oben. Bereits 1899 baute Porsche sein erstes Elektroauto, 1902 dann das erste Hybridfahrzeug der Welt. Neumodisch sind diese Technologien also nicht gerade...
Ab 1906 wirkte Ferdinand Porsche als Entwicklungs- und Produktionsleiter bei der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft, wo er Personenfahrzeuge und Sportwagen, aber auch Flugmotoren entwickelte. Im Ersten Weltkrieg konstruierte er unter anderem eine benzin-elektrisch angetriebene Zugmaschine. Im Jahr 1923 ging er nach Stuttgart, wo er Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) wurde, die 1926 mit Benz & Cie. zur Daimler-Benz-AG fusionierte.
1934 sollte Porsche, der drei Jahre zuvor ein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart (Ursprung der Porsche AG) eröffnet hatte, im Auftrag von Adolf Hitler den deutschen Volkswagen, später KdF-Wagen, entwickeln - ein Vorläufer des berühmten „Käfers”. 1937 trat er in die NSDAP ein, den Anschluss von Österreich befürwortete er. Historiker beurteilen Porsches Rolle im Dritten Reich differenziert - unklar ist, inwieweit er die Ideologie der Machthaber teilte. Fest steht, dass er alle Mittel in Anspruch nahm, die das NS-Regime ihm bot, um seine Ziele als Unternehmer zu erreichen, und in seinen Werken Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter beschäftige. Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Ferdinand Porsche in Österreich. Nach der Einstellung des Entnazifizierungsverfahrens gegen ihn kehrte er 1949 nach Stuttgart zurück, wo er im Januar 1951 starb.
Neben der Lebensgeschichte Ferdinand Porsches und den von ihm entwickelten Fahrzeugen wie dem Porsche 356 Coupé von 1954 würdigt die Ausstellung zum Beispiel Franz von Gerstner und die erste Pferdeeisenbahn Mitteleuropas. Oder die von Vaclav Laurin und Vaclav Klement 1895 gegründete Fahrradfabrik, die 1925 zum Autohersteller Škoda wurde. Auch skurrile Kreationen wie das über drei Meter lange Böhmerland-Motorrad von Albin Hugo Liebisch - das längste in Serie hergestellte Motorrad der Welt - sind zu besichtigen. Das Sudetendeutsche Museum präsentiert zudem seinen jüngsten Neuzugang: einen Tatra Delta aus dem Jahr 1927, der von dem später nach München übergesiedelten Automobilkonstrukteur Hans Ledwinka erdacht wurde.
Eine absolute Entdeckung ist jedoch Willibald Gatter: Er baute ab Ende der 1920er Jahre - noch vor Ferdinand Porsches Volkswagen - im heutigen Tschechien für fast jeden erschwingliche Kleinwägen. Diese hatten vier Sitzplätze und einen Rückwärtsgang, jedoch keine Fahrertür. Mit seinem „Gatter-Wagen” nahm der Konstrukteur sogar selbst erfolgreich an Autorennen teil. 1937 stellte das Autowerk Gatter in Folge der Weltwirtschaftskrise seine Produktion ein. Heute existiert weltweit nur noch ein einziges bekanntes Gatter-Auto. Dieses äußerst seltene Fahrzeug kann dank eines privaten Sammlers nun in München erstmals in einer Ausstellung präsentiert werden. Weitere Leihgaben stellen zum Beispiel das Porsche-Museum in Stuttgart, das Škoda-Museum in Mladá Boleslav, das Deutsche Museum München, das Deutsche Fahrradmuseum Bad Brückenau sowie das Technikmuseum Sinsheim zur Verfügung.
Das umfangreiche Begleitprogramm zur Sonderausstellung bietet Führungen und Veranstaltungen für Familien mit Kindern, bei weitem nicht nur für Autoliebhaber. Das Programm findet sich unter www.sudetendeutsches-museum.de/veranstaltungen. Die Ausstellung im Sudetendeutschen Museum (Hochstraße 10) ist bis zum 11. Januar 2026 jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.