Nach der Beschlagnahme mehrerer exotischer Reptilien durch das Veterinäramt in einer Kleingartenanlage in Nordhausen (Thüringen) hat die Auffangstation für Reptilien in München einen Teil der Tiere übernommen. Darunter befinden sich ein Beulenkrokodil, ein Netzpython, mehrere Anakondas sowie ein Tigerpython. Die Tiere wurden medizinisch untersucht, gewogen und vermessen, erste Proben zur weiteren Diagnostik entnommen.
Die Münchner Auffangstation arbeitet seit Jahren eng mit Behörden in ganz Deutschland zusammen. Sie unterstützt bei Begutachtungen problematischer Tierhaltungen und übernimmt Tiere, wenn diese durch Veterinärämter beschlagnahmt werden – wie im aktuellen Fall aus Thüringen.
Der Fall aus Nordhausen verdeutlicht, wie aufmerksam Veterinärämter mittlerweile mit der Haltung exotischer Tiere umgehen. Grundlage für deren Einschätzung ist das offizielle Gutachten zu den Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien. Dieses Gutachten stammt aus den 1990er-Jahren und soll aktuell überarbeitet werden – mit dem Ziel, die Haltungsbedingungen an neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen.
In der Praxis zeigt sich: Tiere werden nur in gravierenden Fällen unmittelbar sichergestellt. In der Regel erhalten Halter zunächst die Möglichkeit, die festgestellten Mängel zu beheben – so auch im Fall in Thüringen. Erst wenn diese Auflagen wiederholt nicht erfüllt werden, ordnen die Behörden eine Beschlagnahmung an. Auffangstationen wie die in München werden dann aktiv – und schaffen die dringend notwendige Struktur, damit solch behördlicher Tierschutz überhaupt möglich ist.
Die Diskussion um exotische Tiere in Privathand wird oft emotional geführt. Die Auffangstation für Reptilien München stellt klar: Nicht das Tier an sich ist das Problem, sondern unzureichende Vorbereitung und fehlendes Wissen. „Viele Reptilien – ob Krokodile, Schlangen, Schildkröten oder Echsen – stellen besondere Ansprüche an Haltung, Klima, Platz und Ernährung. „Diese Bedürfnisse lassen sich durchaus erfüllen, wenn sich Halter umfassend informieren und bereit sind, über die Lebensdauer der Tiere kontinuierlich Zeit, Wissen und Ressourcen zu investieren. Das sollte im Übrigen für jedes Tier gelten!“, so Dr. Baur, Stationsleiter der Auffangstation. Doch anstelle fundierter Informationen verlassen sich manche Halter auf fragwürdige Internetquellen oder Auslandsbeispiele, die nicht mit deutschen Standards vereinbar sind. Oder es gilt das Prinzip: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Darum sind Auffangstationen unverzichtbar
Zoos sind meist ausgelastet und nehmen vorrangig Tiere auf, die für Artenschutzprogramme oder die öffentliche Bildung relevant sind. Exoten aus Privathand – besonders weit verbreitete Arten – stoßen dort selten auf Interesse. Auch private Halter kommen oft nicht infrage, da der Markt längst übersättigt ist und behördliche Auflagen zur Verwahrung von Tieren nicht erfüllt werden können. Als engagierte Schlüsselinstitution im Tierschutz exotischer Arten übernimmt die Auffangstation eine zentrale Rolle: Sie nimmt beschlagnahmte Tiere auf, gewährleistet ihre art- und verhaltensgerechte Versorgung durch Fachpersonal und bemüht sich um eine geeignete Weitervermittlung. Doch nicht immer gelingt es, ein dauerhaftes Zuhause zu finden – wie beim ältesten Netzpython der Station, der bereits seit 2012 auf eine neue Unterkunft wartet. Umso wichtiger ist es, dass solche Einrichtungen staatlich unterstützt werden.
Die Auffangstation sieht ihre Aufgabe nicht nur in der Versorgung abgegebener Tiere, sondern auch in der Aufklärung: Führungen, Bildungsangebote und Öffentlichkeitsarbeit sollen helfen die Menschen aufzuklären und Tierleid durch Unwissenheit künftig zu vermeiden. Ein Ansatz, der für alle Tiere gilt und Tierschutzorganisationen weltweit mit dem gleichen Ziel verbindet. Um dieser wachsenden Verantwortung auch künftig gerecht zu werden, plant die Auffangstation einen dringend benötigten Neubau. Nur mit modernen Kapazitäten lassen sich Tierschutz, Aufklärung und behördliche Unterstützung auf Dauer gewährleisten – zum Schutz jener Tiere, die keine Stimme haben. „Die Haltungsstandards entwickeln sich stetig weiter – und das ist gut so. Nur wenn wir bereit sind, uns kontinuierlich zu informieren, uns an neue Erkenntnisse anzupassen und auch Fehler einzugestehen, können wir den Tieren wirklich gerecht werden,“ betont Dr. Markus Baur, Leiter der Auffangstation für Reptilien in München.