Zehn Jahre im Tierheim | Wochenanzeiger

Der Dauersitzer Turco feiert diesen Monat ein unrühmliches Jubiläum: Am 5. Juni 2015 kam er ins Münchner Tierheim und lebt seitdem in Riem. Damit hält er leider deutschlandweit einen traurigen Rekord.
Turco wurde 2012 in der Türkei geboren, lebte auf einer Müllkippe und fand als junger Hund den Weg nach Deutschland. Er ist ein Kelpie-Mischling mit Geschichte. Die Erfahrungen in seinen ersten Lebensmonaten haben tiefe Spuren hinterlassen: Turco ist sehr unsicher im Umgang mit Menschen und zeigt eine ausgeprägte Ressourcenproblematik. Aus diesen Gründen hat sich bislang nie jemand ernsthaft für ihn interessiert.
Trotz allem ist Turco längst ein fester Teil des Tierheim-Alltags. Besonders schön: Seine treuen Gassigeherinnen und Gassigeher versüßen ihm den Tag – mit Geduld, Routine und kleinen Momenten des Vertrauens. Diese Spaziergänge sind für Turco eine willkommene Abwechslung und bedeuten ihm viel. Gemeinsam mit seiner Trainerin und seinen Gassigeherinnen macht Turco zudem regelmäßig schöne Ausflüge ins Grüne und lernt eine Welt abseits des Tierheims kennen.
Er hat seinen eigenen Weg gefunden, mit der Welt umzugehen, und auch wenn Vertrauen bei ihm Zeit braucht, hat er einen festen Platz in den Herzen der Tierschützer eingenommen. Für Turco besonders wichtig: seine Kuscheltiersammlung, die gerne und stolz präsentiert wird.
Seine Geschichte steht für viele unsichtbare Tiere – für all jene, die im Hintergrund leben und nicht laut oder auffällig sind. Weitere Infos zu Turco gibt gerne das Hundehaus 2 unter Tel. 089 92100020 (von 13 bis 16 Uhr).

Turco ist kein Anfänger-Hund. Er wurde wegen seiner Unsicherheit und wegen der Verteidigung von Ressourcen in ein Trainingsprogramm integriert und war zeitweise bei seiner Trainerin untergebracht. Hier hat er sich im häuslichen Bereich deutlich stabilisiert und konnte gut in das Alltagsleben integriert werden.
Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass er mit anderen Hunden beim Gassigehen zwar gut verträglich ist, im häuslichen Bereich aber nicht mit Artgenossen zusammenleben möchte. Seine Gassigeher lieben Turco sehr - der mit zunehmendem Alter auch ruhiger und besser händelbar geworden ist - und drehen gerne ausgiebige Runden mit ihm.
Das Tierheim wünscht sich für Turco einen Hundekenner, der bereits Erfahrung mit schwierigen Hunden sammeln konnte und ihn mit einer sensiblen und souveränen Führungen im Alltag unterstützen kann.