München bewirbt sich um Olympische und Paralympische Spiele im Jahr 2036 oder 2040 und gibt dafür beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ein umfassendes Konzept ab. Dem hat der Stadtrat mit großer Mehrheit zugestimmt. Zudem hat der Stadtrat im Sinne einer möglichst umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung die Durchführung eines Bürgerentscheids am 26. Oktober 2025 beschlossen. Die Münchner Bürger können an diesem Datum über die konkrete Frage abstimmen, ob die Landeshauptstadt sich um Olympische und Paralympische Spiele bewerben soll, die in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 stattfinden. In die Fragestellung des Bürgerentscheids wurde etwa für den Fall einer Ausweitung des Verfahrens auf mehrere Austragungsjahre auch das Jahr 2044 mit aufgenommen.
Aus Sicht der Landeshauptstadt München sprechen dabei mehrere gewichtige Gründe für eine Bewerbung. Ausgangspunkte sind die in den letzten Jahren auf den Weg gebrachten Reformen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für nachhaltigere und an die Bedürfnisse der Bewerberstädte angepasste Spiele in Verbindung mit einer Senkung der Bewerbungs- und Organisationskosten und einem „One-Village-Ansatz“, der eine möglichst kompakte Zusammenführung der Athleten zum Ziel hat.
Auf Basis dieser neuen Gestaltungsmöglichkeiten hat die Stadt ein Bewerbungskonzept erarbeitet, das wie schon 1972 auf ein ausgewogenes Verhältnis von nachhaltiger Planung und visionären Ideen setzt – mit einem durchdachten Einsatz von Ressourcen und Flächen. Das Herzstück bildet der Olympiapark als Musterbeispiel einer nachhaltigen Planung und Nutzung. Nahezu die Hälfte aller Sportarten würden hier ausgetragen. Dazu soll der Olympiapark im Süden belebt werden und sich speziell jungen urbanen Sportarten wie Skateboard oder 3x3-Basketball öffnen. Auf diese Weise könnte er nach den Spielen noch umfassender als bisher für die gesamte Bevölkerung Raum für Sport, Freizeit und Erholung bieten. Insgesamt 90 Prozent der Sportstätten liegen im Radius von weniger als 30 Kilometern zum geplanten Olympischen Dorf und damit noch näher als die vom IOC geforderten 50 Kilometer. Dabei werden nahezu ausschließlich bestehende Sportstätten genutzt. Ergänzt werden sie durch einige wenige temporäre Hallen oder Veranstaltungsflächen wie auf der Messe München, auf dem Odeonsplatz, im Englischen Garten oder vor Schloss Nymphenburg.
Auch zahlreiche Wettkampfstätten von 1972 aus dem Umland werden im Konzept eingebunden – wie die Olympische Ruderregattastrecke Oberschleißheim, die Olympia-Reitanlage Riem oder die Olympia-Schießanlage in Garching. Im weiteren Umland sind unter anderem noch der Eiskanal Augsburg für den Kanusport, Bad Wiessee für Mountainbike und Freiwasserschwimmen im Starnberger See geplant. Mit den Paralympischen Spielen direkt im Anschluss an die Olympischen Spiele würde zudem ein starkes Zeichen für Inklusion und ein selbstverständliches Miteinander im Sport gesetzt. Auch insgesamt bekäme der Sport durch zahlreiche sanierte und barrierefreie Sportstätten starke Impulse – insbesondere für den Kinder- und Jugendsport und den Breitensport.
Eine vielversprechende Option für das Olympische und Paralympische Dorf und das Mediendorf bietet sich in einem Teilgebiet des bestehenden Stadtentwicklungsgebiets im Münchner Nordosten, das ausreichend Platz für etwa 18.900 Athleten und Betreuer bietet. Durch die anschließende Nutzung würde dort ein neues klimaneutrales und barrierefreies Stadtquartier mit Wohnraum mit rund 4.000 Wohnungen für etwa 10.000 Bürger entstehen. Umfangreiche Investitionen würden in den öffentlichen Nahverkehr fließen: für die Verlängerung der U4, die Realisierung der U9 und den S-Bahn-Ringschluss im Münchner Norden. Zusätzliche Investitionen in den Klima- und Umweltschutz etwa durch den Ausbau von Radschnellverbindungen sowie die Vernetzung von Freiflächen und innerstädtischen Grünverbindungen würden die Stadtentwicklung gezielt voranbringen. Weitere Pluspunkte liegen in den erwartbaren wirtschaftlichen Effekten insbesondere für den Standort Oberbayern sowie in der weltweit positiven Aufmerksamkeit und dem Imagegewinn, die München durch die erneute Ausrichtung von Olympischen Spielen erfahren würde.
2013 scheiterte die letzte Bewerbung Münchens um die Olympischen Winterspiele 2022. Beim Bürgerentscheid, an dem sich in München weniger als 29 Prozent beteiligten, sagten 52,1 Prozent der Abstimmenden Nein. Olympia 2022 (Winter) wurde dann in der chinesischen Hauptstadt Peking ausgetragen.
Nach Einreichung der Konzepte durch die für eine Bewerbung in Frage kommenden Gebietskörperschaften – außer München sind dies noch Berlin, Rhein-Ruhr und Hamburg – folgt nun die sportfachliche Prüfung durch den DOSB bis September 2025. Bis Juni 2026 können die Gebietskörperschaften, deren Konzepte diese Prüfung bestehen, auf freiwilliger Basis Referenden durchführen – so wie München. Die finale Entscheidung über das beste Konzept, mit dem Deutschland sich beim IOC bewerben will, soll dann bei einer Mitgliederversammlung des DOSB im Herbst 2026 fallen.