Das neue Sturmtrio des TSV 1860 München ist im ersten Heimspiel der neuen Saison seinem Ruf eindrucksvoll gerecht geworden. Kevin Volland, Florian Niederlechner und Sigurd Haugen erzielten die Tore zum 3:1 (2:0)-Erfolg über den VfL Osnabrück. Vor dem Anpfiff erinnerten die Fans in der Westkurve mit einer groß angelegten Choreografie an die historische Europapokal-Endspielteilnahme des Klubs im Londoner Wembley-Stadion vor 60 Jahren. Einer der letzten noch lebenden Teilnehmer von damals, der mittlerweile 84-jährige Alfred „Fredi” Heiß, wurde gemeinsam mit weiteren Heroen vergangener Tage vom Publikum beklatscht.
Strahlend blauer Himmel, ein ausverkauftes Stadion und eine riesige Erwartungshaltung des Anhangs. Nicht immer führen solche Konstellationen zum Erfolg. Doch die neu formierte Mannschaft des TSV 1860 München hat ihre Feuertaufe in Giesing bestanden. Als der im Sommer zu seinem Jugendverein zurückgekehrte Kevin Volland nach zehn Minuten zum 1:0 traf und der Name des Torschützen von den Zuschauern gerufen wurde, dürfte das noch im 17 Kilometer entfernten Fröttmaning zu hören gewesen sein. Dort, wo der bekannte Stadtrivale seine Heimat hat, gegen den Volland am 22. August 2015 nach nur neun Sekunden das bislang schnellste Tor in der Geschichte der Bundesliga erzielte.
Von Beginn an drückte der TSV 1860 München gegen den VfL Osnabrück aufs Tempo. Die Niedersachsen versteckten sich nicht auf Giesings Höhen, wollten mitspielen und boten damit den Gastgebern die benötigten Räume. Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld, von Tunay Deniz getreten, landete bei Volland im Strafraum, der von seinem Gegenspieler bedrängt, im Fallen aufs Tor schoss und den Ball an Schlussmann Lukas Jonsson vorbei zur Führung im Netz unterbrachte (10. Min.). Auch in der Folge blieben die Löwen das gefährlichere Team. Nur vier Minuten nach dem Führungstreffer rannte nach einer Kontersituation Sigurd Haugen alleine auf das Tor zu, doch seinen unplatzierten Abschluss konnte Jonsson abwehren.
Die Gäste machten ab und an mit Schüssen aus der Distanz auf sich aufmerksam. Mehr ließ die Defensive der Sechzger nicht zu. Gegen Ende der ersten Halbzeit schnürten die Weiß-Blauen die Niedersachsen mit einer Serie von Eckbällen und Einwürfen von der Seite regelrecht ein. Ein artistischer Seitfallzieher von Haugen im Anschluss an eine Ecke flog noch über die Latte (38. Min.). Kurz darauf segelte ein weiter Einwurf von Deniz in den Strafraum und wurde von Kapitän Jesper Verlaat an den zweiten Pfosten auf den lauernden Volland verlängert. Dessen Kopfball klatschte an den Pfosten – beim Abpraller reagierte Florian Niederlechner am schnellsten und schob das Leder aus kurzer Distanz zum 2:0 über die Linie (41. Min.).
Auch nach Wiederanpfiff blieben die Hausherren spielbestimmend und legten einen dritten Treffer nach. Manuel Pfeifer leitete einen Angriff über die linke Seite ein und wurde dabei von seinem Gegenspieler Yiğit Karademir rustikal niedergestreckt – Schiedsrichter Timo Gerach gab Vorteil, weil der Ball in den Lauf von Niederlechner geriet, der mit Tempo in den Strafraum sprintete, wo er mit einem scharfen Zuspiel an den Fünfmeterraum Haugen fand, der aus kurzer Distanz zum 3:0 traf (52. Min.).
Mit der deutlichen Führung im Rücken nahmen die Löwen Tempo aus dem Spiel und überließen den Gästen die Initiative. Die Lila-Weißen bestimmten nun das Spielgeschehen und kamen vermehrt zu guten Abschlussgelegenheiten. Eine davon nutzte Patrick Kammerbauer, nachdem ein Schuss von Kevin Schumacher noch geblockt worden war, im Strafraum zum 3:1-Endstand (75. Min.). „Ab der 65. Minute haben wir das Spiel aus der Hand gegeben”, kritisierte Löwen-Trainer Patrick Glöckner nach Spielschluss. Ein Schlüssel zum Erfolg sei gewesen, dass Volland tiefer stehend agiert hätte, als es noch bei der Saisonpremiere in Essen der Fall gewesen war. „Dadurch hat er mehr Zuspiele bekommen, die er für sein Spiel braucht.” Seine Mannschaft habe, „70 Minuten bei hohen Temperaturen gut Fußball gespielt”. „Die anderen 20 Minuten klammere ich mal aus.”
Die Münchner sind in der Liga am Samstag, den 23. August auswärts bei Alemannia Aachen wieder gefordert. Dazwischen liegt am Dienstagabend das Zweitrundenspiel im Landespokal beim Bezirksligisten TSV Geiselbullach. Das bereits ausverkaufte Stadion an der Schulstraße in Olching ist für 1.750 Zuschauer zugelassen. (as)