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Veröffentlicht am 10.07.2025 11:46

Müssen die Bürger für das Sendlinger Loch jetzt auch noch bezahlen?


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)
Das Sendlinger Loch: Die Anker (grün), die die Grubenwände stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)
Das Sendlinger Loch: Die Anker (grün), die die Grubenwände stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)
Das Sendlinger Loch: Die Anker (grün), die die Grubenwände stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)
Das Sendlinger Loch: Die Anker (grün), die die Grubenwände stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)
Das Sendlinger Loch: Die Anker (grün), die die Grubenwände stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)

2025 sollte an der Alramstraße 14 ein neuer Wohnblock mit 128 Wohnungen, Supermarkt und Tiefgarage fertig sein. So hatte es 2022 der Investor angekündigt. Doch nach wie gibt es an der Baustelle nur eine geflutete Baugrube, die nun auch zur Gefahr für die umliegenden Gebäude wird. Der Grund: Die Anker, die die Betonpfähle sichern und die Baugrube stabil halten, sind für die inzwischen verstrichene Nutzungsdauer gar nicht ausgelegt. Die deshalb nötigen Sicherungsmaßnahmen muss wohl die Stadt übernehmen - und bezahlen. Darüber wird der Stadtrat (Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung) am kommenden Mittwoch entscheiden.

Natürlich muss die Stadt verhindern, dass in Sendling die umliegenden Häuser dauerhaft Schaden nehmen – oder es sogar gefährlich für Anwohnende wird, findet die Stadtratsfraktion von Grünen / Rosa Liste. Die Kosten für diese „Ersatzvornahme“ könne die Stadt den Eigentümern zwar in Rechnung stellen, doch dieses wiederzubekommen sei aufwendig und langwierig. „Nicht zu bauen muss endlich etwas kosten“, fordert die Stadtratsfraktion deshalb. Es dürfe nicht folgenlos bleiben, wenn Investoren ihr Bauland einfach jahrelang brach liegen lassen. Es brauche die sogenannte Grundsteuer C, die Immobilienunternehmen, die versprochene Wohnungen nicht bauen, in die Pflicht nimmt.

„Ein Investor hat sich verzockt, nun springt erstmal die Stadt ein. So darf es einfach nicht laufen!”, bekräftigt Fraktionsvorsitzender Sebastian Weisenburger. „Wir brauchen als Kommunen mehr Möglichkeiten, um auf bauunwillige Spekulanten Druck auszuüben. Das ,Sendlinger Loch‘ verlottert seit Jahren, weil der Eigentümer auf Zeit gespielt hat. In Hamburg hätte er dafür kräftig zahlen müssen: Wer dort sein Wohngrundstück brach liegen lässt, zahlt mehr Grundsteuer. Nicht zu bauen muss endlich auch in Bayern etwas kosten! Die Söder-Regierung weigert sich aber, das umzusetzen. Stattdessen fördert sie Spekulation mit Grundstücken – und verhindert so dringend benötigten Wohnraum.“

„Vorhersehbares Desaster”

Mit großem Ärger reagiert auch die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Sendling auf die Entwicklung. Diese sei ein „vorhersehbares Desaster”. So erklärt Philip Fickel, Vorsitzender des Unterausschusses Planen-Bauen-Wohnen: „Immer wieder haben wir die städtische LBK (Lokalbaukommission) aufgefordert, tätig zu werden. Nach unseren zahlreichen Anfragen wurden wir mit vagen Aussagen abgespeist.“ Besonders empört zeigt er sich darüber, dass der Bezirksausschuss über die jüngsten Maßnahmen und Entwicklungen nicht etwa von der Stadtverwaltung, sondern aus der Presse erfahren musste. „Das ist nicht nur schlechter Stil, das ist ein Unding!”, so Fickel. „Gerade der Bezirksausschuss als direkt gewähltes Gremium vor Ort hätte hier frühzeitig und transparent eingebunden werden müssen.“
Für die Fraktionssprecherin Louisa Pehle ist klar: „Weil ein privater Investor seiner Pflicht nicht nachkommt, muss nun die Stadt Aufgaben übernehmen – organisatorisch und finanziell. Es geht um den Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner. Seit Jahren weisen wir im Bezirksausschuss auf die gefährliche und unhaltbare Situation hin. Laut Presseberichten übernimmt ein neuer Investor das Bauvorhaben. Wir hoffen, dass dieser schnell den Verpflichtungen nachkommt und gemeinsam mit der Stadt hier für Standsicherheit am Sendlinger Loch sorgt und das aufräumt, was durch das Scheitern des Bauprojekts durch den Vorgänger verursacht wurde.“

„Bis mindestens September 2025 keine Gefährdung”

Das städt. Referat für Stadtplanung und Bauordnung macht zu der Höhe der Kosten keine Angaben, da die Dokumente für den Stadtrat nicht öffentlich sind. Die Behörde erklärt, dass die anstehenden Maßnahmen nicht bedeuten, dass aktuell statische Probleme am Sendlinger Loch vorliegen. „Nach aktuellen Erkenntnissen besteht jedoch bis mindestens September 2025 keine Gefährdung”, so das Referat.

    Das Sendlinger Loch: Inmitten einer Stadt, in der händeringend Wohnraum gesucht wird, verwahrlost ein Millionen-Grundstück. Die Anker, die die Betonpfähle stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)
    Das Sendlinger Loch: Inmitten einer Stadt, in der händeringend Wohnraum gesucht wird, verwahrlost ein Millionen-Grundstück. Die Anker, die die Betonpfähle stabil halten, haben ihre Nutzungsdauer inzwischen überschritten. (Foto: job)

    Sendlinger Loch: Die Anker der Baugrube haben ihre zugelassene Nutzungsdauer überschritten

    Eine Spezialtiefbaufirma überwacht jetzt die Anker, um statische Probleme zu erkennen.
    10.06.2025 16:35 Uhr
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