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Veröffentlicht am 13.08.2025 15:12

Bücher lassen keinen Zweifel daran, dass sich die Zeiten (und wir) ändern

Ein Büchlein aus im Bücherschrank an der Verdistraße, vollgestopft mit Zahlen, führt den Wandel der letzten fünf Jahrzehnte deutlich vor Augen. (Foto: job)
Ein Büchlein aus im Bücherschrank an der Verdistraße, vollgestopft mit Zahlen, führt den Wandel der letzten fünf Jahrzehnte deutlich vor Augen. (Foto: job)
Ein Büchlein aus im Bücherschrank an der Verdistraße, vollgestopft mit Zahlen, führt den Wandel der letzten fünf Jahrzehnte deutlich vor Augen. (Foto: job)
Ein Büchlein aus im Bücherschrank an der Verdistraße, vollgestopft mit Zahlen, führt den Wandel der letzten fünf Jahrzehnte deutlich vor Augen. (Foto: job)
Ein Büchlein aus im Bücherschrank an der Verdistraße, vollgestopft mit Zahlen, führt den Wandel der letzten fünf Jahrzehnte deutlich vor Augen. (Foto: job)

„Tempora mutantur” - „Die Zeiten ändern sich ... und wir uns in ihnen.” Klingt nach ganz altem Latein, gesagt hat es aber der Reformator Kaspar Huber. Und der erlebte als Mitstreiter Luthers Zeiten, in denen sich nun wirklich Etliches wirklich grundlegend änderte. Wie viel sich in den letzten 50 Jahren für unsereins verändert hat, dokumentiert das Bändchen „Deutschland in Zahlen” von Jörg Nimmergut aus dem Jahr 1975. Er hat seinerzeit aktuelle Zahlen und Werte zusammengetragen und daraus eine Momentaufnahme der damaligen Bundesrepublik Deutschland inszeniert.

Mathebuch

Nimmergut deckt schier Unglaubliches auf: In Bayern wird vor 50 Jahren die letzte Dampflok außer Dienst gestellt. München schrumpft (um fast 5.000 Einwohner in einem Jahr), Markus und Nicole sind die beliebtesten Babynamen und die Bundeswehr ist (mit 496.000 Mann) die zehnstärkste Armee auf dem Planeten.
15 Prozent der Autofahrer legen den Gurt zumindest auf der Autobahn an. Man heiratet im Schnitt mit 21 (Braut) und 25 Jahren (Bräutigam). Jede dritte Braut ist schwanger. In jedem achten Haushalt gibt es eine elektrische Zahnbürste. Scharlach ist die häufigste Infektionskrankeit. In der DDR sind über 3.000 Bürger wegen ihrer politischen Ansichten in Gefängnissen eingesperrt.
Die größten Ängste der Deutschen sind die vor einem Preisanstieg, vor wachsender Kriminalität, vor Umweltverschmutzung und vor Radikalen, die die Demokratie bedrohen. 68 Prozent meinen, es werde zu wenig für Recht und Ordnung getan.

Menschendinge

Nur zwei Prozent der Männer haben damals eine Frau als Vorgesetzte. 77 Prozent der Männer finden, dass die Emanzipation den Frauen ohnehin nicht gut tut. 69 Prozent der Frauen wiederum putzen die Schuhe ihrer Männer.
Nicht einmal ein Drittel der Männer kann sich vorstellen, dass Politik Frauen etwas anginge. 88 Prozent finden, dass Prostituierte „selbst schuld” sind und fast ebenso viele Männer (85 Prozent) sind nicht in der Lage, ihre Unterwäsche selbst zu kaufen.
Die Hälfte der Bundesbürger wurde - Stand 1975 - noch nie von einer Ärztin behandelt, 40 Prozent sehen nicht gut. Einen Zylinder oder einen Nachttopf besitzen damals mehr Bundesbürger als eine eigene Wohnung oder eine Scheckkarte. Was werden unsere Kinder und Enkel schräg oder lustig, erstaunlich oder zum Fremdschämen finden, wenn sie im Jahr 2075 auf unser Jetzt zurückblicken?

Bücher lassen keinen Zweifel daran, dass sich die Zeiten (und wir) verändern.

Die anderen drei

Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank Obermenzing gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:

  • Ein Kreis schließt sich:
    Isabel Allende: »Das Geisterhaus«. Schildert, wie eine Generation die nächste prägt und am Ende alles einen Sinn ergibt.

  • Noch ein Kreis schließt sich:
    Ted Nield: »Superkontinent«. Zeigt, wie der Urkontinent zerfiel und wann die Stücke alle erneut eins werden.

  • Und noch ein Kreis schließt sich:
    Gislind M. Ritz: »Der Rosenkranz«. Erläutert, wie man sich Schritt für Schritt vom Anfang entfernt und am Ende wieder dort ankommt.

Wo steht er?

Der Bücherschrank Obermenzing steht etwas versteckt bei der Verdistraße 45. Der S-Bahnhof Obermenzing ist gleich ums Eck - höchstens zwei Katzensprünge entfernt.

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