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Veröffentlicht am 20.08.2025 13:24

Bücher erlauben uns, dass wir auch mal über unsere eigenen Dummheiten schmunzeln können.

Siegfried Lenz Liebeserklärung an seine masurische Heimat im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz. (Foto: job)
Siegfried Lenz Liebeserklärung an seine masurische Heimat im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz. (Foto: job)
Siegfried Lenz Liebeserklärung an seine masurische Heimat im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz. (Foto: job)
Siegfried Lenz Liebeserklärung an seine masurische Heimat im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz. (Foto: job)
Siegfried Lenz Liebeserklärung an seine masurische Heimat im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz. (Foto: job)

Mit 20 unscheinbaren kleinen Geschichten hat Siegfried Lenz nicht nur seiner masurischen Heimat seine Liebe erklärt, sondern uns auch mit wunderbaren Begriffen wie „Gnurpel”, „fislig werden” oder „gnaddrig sein” beschenkt. Die stehen in keinem Wörterbuch, aber man versteht sofort, was sie meinen. Lenz wurde einer der bekanntesten deutschsprachigen Erzähler der Nachkriegszeit. Sein wichtigstes Werk ist der Roman „Deutschstunde” über die Zeit des Nationalsozialismus und darüber, was „Pflicht“ ist (und was eben nicht).

Wegbeschreibung

13 Jahre vor der Deutschstunde erschien seine erste Sammlung von Kurzgeschichten, „So zärtlich war Suleyken”, eine Kaleidoskop skurriler Figuren und Begebenheiten. Es ist eine kunterbunte Welt von Waldarbeitern, Bauern, Handwerkern, Fischern und anderen Originalen, die Lenz öffnet. Gekonnt überspitzt er die Ereignisse und Streiche oft bis ins höchst Unwahrscheinliche, um seinen Figuren ins Herz und in die Seele zu blicken. Immer erzählt er seine Geschichten so, dass man mit den Figuren schmunzeln kann, nie über sie.
Dabei wollte Lenz auch zeigen, dass es richtiges und falsches Handeln gibt. Kunst hatte für ihn die Aufgabe, einen Pakt mit dem Leser herzustellen, um die bestehenden Übel anzugehen.

Menschendinge

Die achte der „Masurischen Geschichten” lässt zwei Männer aus benachbarten Dörfern aufeinandertreffen: „Onkelchen” Stanislaw Griegull und der Viehhändler Kukielka begegnen sich mit ihren Pferdeschlitten auf einem Waldweg. Da keiner ausweichen will, bleiben sie über Monate dort stehen; jeder wird von den Bewohnern seines Dorfes mit Essen versorgt. Erst als man eine Bahnstrecke plant, werden die beiden mit einem Kran aus dem Weg geschafft.
Solche „Duelle” erleben wir nahezu täglich auch ohne Pferdeschlitten. Und oft ist dazu noch nicht einmal ein Gegenüber nötig, um festzustecken und auf der einmal gefundenen Position zu beharren. Wie gut, wenn es dann nicht nur „Dorfbewohner” gibt, die uns im Stursein bestärken, sondern auch Menschen, die wirklich loyal zu uns stehen uns uns wieder in die Spur helfen.

Bücher erlauben uns, dass wir auch mal über unsere eigenen Dummheiten schmunzeln können.

Die anderen drei

Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:

  • In der Schule gelesen:
    Friedrich von Schiller: »Die Räuber«. Ein Drama, das seinen jungen Verfasser in ernsthafte Schwierigkeiten bringt. Heute den meisten bekannt als gelbes Heftchen.
  • Im Kino gesehen:
    Henryk Sienkiewicz: »Quo vadis?«. Eine Liebesgeschichte aus der Zeit der Christenverfolgung und dem brennenden Nero-Rom. Heute oft verwechselt mit Ben Hur.
  • Auf Beststellerlisten gefunden:
    Bastian Sick: »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod«. Unterhaltsamer Blick auf Zweifelsfälle der Grammatik, Wortwahl, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Heute sind solche Feinheiten dank „social” media mehr und egal.

Wo steht er?

Der Bücherschrank am Herzog-Ernst-Platz steht gleich hinter der Bushaltestelle an dem kleinen Platz. Die Stahlpergola schirmt ihn ein bisschen vom Verkehr in der Pfeuferstraße ab.

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