Menschen sind Herdentiere. Der eine ist Schreiner, die andere Zahnärztin, der nächste weiß, wie man gefüllte Mangoldwickel zubereitet oder berührende Geschichten schreibt. In der Gruppe bekommen sie alle mehr zustande als alleine. Das hilft beim Überleben. Dumm nur, dass man in Gruppen gerne mal die Klappe hält und mitläuft, wenn einer sich daneben benimmt. Neben der Schwarmintelligenz gibt’s nämlich auch (und zwar wesentlich öfter) die Schwarmdummheit. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nicht gerade einfach ist es, wenn man die eigene Herde verlassen und sich unter eine andere mischen muss. Wenn man zum Beispiel in eine neue Stadt zieht, die Schulklasse oder Arbeitsstelle wechselt, sich auf eine Beziehung einlässt oder die Heimat hinter sich lassen muss.
So wie Elena Lappins „Fremde Bräute” - Frauen (und Männer), die ihren Liebhabern und Ehemännern in ferne Länder und Kulturen folgen und dort oft ganz andere Überraschungen erleben, als sie erwartet haben.
Alle Migranten, findet Lappin, teilen dieselbe Geschichte: zunächst ein kleines Sterben, wenn sie die Heimat verlassen; dann kurzlebige Euphorie über die Möglichkeiten in einer freien Gesellschaft; und dann lebenslange Traurigkeit, sobald ihnen klar wird, dass sie sich unwiderruflich von ihren Wurzeln abgeschnitten haben.
Wie sich das anfühlt, schildert Elena Lappin in zwölf vergnüglichen, komischen, mitunter harten Geschichten. Sie erzählt von den bedeutsamen Nebensächlichkeiten des Alltags und den leisen Zwischen-den-Zeilen-Begebenheiten in Partnerschaften, in denen einer von beiden fremder ist als der andere.
Was aber ist es, worin sich Menschen unterscheiden? Es sind ihre Lebensumstände, Erfahrungen, Erwartungen. Manchmal bläst man das zu „kulturellen Unterschieden“ auf, um sich im Fremdsein seiner selbst zu versichern. Dabei sind wir einander meist näher, als wir uns eingestehen wollen. Jede und jeder muss ähnliche Situationen bewältigen. Sorgt sich um seine Kinder. Hofft auf Liebe und etwas Glück. Möchte etwas aufbauen und hinterlassen. Hat Angst vor Krankheit und Alleinsein. Macht sich gelegentlich etwas vor. Schließlich sind wir alle - wie Lappins „Bräute” – Menschen.
Bücher lassen uns andere Menschen besser verstehen.
Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank Lochhausen gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:
Den Bücherschrank Lochhausen findet man nahe der Grundschule. Er steht an der Einmündung des Schubinwegs in die Schussenrieder Straße.