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Veröffentlicht am 12.08.2025 12:08

Aktion Vogelfrei hebt ab

Die zehn Volieren sind nach knapp einem Jahr endlich im Einsatz. (Foto: Tierschutzverein München e.V.)
Die zehn Volieren sind nach knapp einem Jahr endlich im Einsatz. (Foto: Tierschutzverein München e.V.)
Die zehn Volieren sind nach knapp einem Jahr endlich im Einsatz. (Foto: Tierschutzverein München e.V.)
Die zehn Volieren sind nach knapp einem Jahr endlich im Einsatz. (Foto: Tierschutzverein München e.V.)
Die zehn Volieren sind nach knapp einem Jahr endlich im Einsatz. (Foto: Tierschutzverein München e.V.)

Wer die Lauscher aufsperrt, hört derzeit überall, wo ein bisschen Grün ist, eine Wohltat für die stressgebeutelte Seele: Vogelgezwitscher. „Damit wir das noch länger genießen können, muss sich dringend etwas tun. Wir müssen unsere Münchner Vögel schützen!”, sagt Jacek Nitsch, Abteilungsleiter der Wildtierstation im hiesigen Tierheim. Der Tierschutzverein München e.V., Träger der Einrichtung, hat dazu großartige, hoffnungsstiftende Neuigkeiten: Die neuen Auswilderungsvolieren sind bezugsfertig. Zehn Sperlinge, zwei Wacholderdrosseln, zwei Amseln und ein Star machten den Anfang und zogen im Mai als Erstes in zwei der großen Unterbringungen. Hier werden die Tiere behutsam auf das Leben in Freiheit vorbereitet.

Nur möglich dank Spenden

Rund ein Jahr hat der Bau gedauert. Architekten, Landschaftsbauer, Schreiner und andere Handwerker waren im Einsatz, um die zehn Volieren auf ca. 200 Quadratmetern Fläche angrenzend zum Tierheim aufzustellen. Bei der naturnahen, artgerechten Gestaltung halfen mehrere Unternehmen im Rahmen ihres sozialen Firmen-Engagements mit sowie fleißige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Kies und Einstreu wurden verlegt, das ganze Gelände üppig bepflanzt und alle Räume von innen mit speziellen Mesh-Netzen verkleidet, damit sich die jungen Vögelchen nicht verletzen können.

Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei rund 180.000 Euro und mussten ohne öffentliche Zuschüsse gestemmt werden. „Möglich war das nur dank der großen Unterstützung tierfreundlicher Spenderinnen und Spender. Dafür möchten wir uns im Namen der Tiere ganz herzlich bedanken!” so Kurt Perlinger, der Vereinsvorsitzende.

„Über 4.000 Wildtiere jährlich”

Die Gründe, warum diese Vogel-Auswilderungsstation so dringend nötig war, sind vielfältig: „Seit Jahren nehmen wir immer mehr Notfälle auf. Mittlerweile werden hier über 4.000 Wildtiere jährlich medizinisch versorgt, aufgepäppelt und wieder ausgewildert, hauptsächlich Igel und Vögel. Zum Vergleich: 2015 waren es noch etwas mehr als die Hälfte.”, erklärt Nitsch. Schwindender Lebensraum durch Bebauung, Flächenversiegelung, land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Freizeitaktivitäten sowie die unnatürliche Gestaltung von öffentlichen Grünflächen und Privatgärten führte dazu, dass mehr und mehr Wildtiere Unterstützung brauchen. Die Vögel finden immer weniger Nistmöglichkeiten und weichen oft in der Not auf ungeeignete, gefährliche Orte aus. Zum anderen führt das flächendeckende Insektensterben zu großer Hungersnot.

Rund 90 Prozent unserer heimischen Singvögel sind Insektenfresser und können Saaten und Körner, wie in Meisenknödeln enthalten, nicht ausreichend verstoffwechseln. Die Folgen des Klimawandels für die Vogelwelt sind dramatisch und längst auch in Bayern angekommen. Das Zuggeschehen gerät völlig durcheinander. Manche Arten kehren deutlich früher aus dem Süden zurück, andere fliegen nur noch Kurzstrecken und nisten in ganz neuen Regionen, wieder andere ziehen gar nicht mehr weg und überwintern nun in Mitteleuropa. Die neuen Gewohnheiten der verschiedenen Arten kollidieren und bringen Nist- und Nahrungsengpässe mit sich.

Vom Aussterben bedroht

So kommt es, dass mittlerweile fast alle der heimischen Gartenvögel unmittelbar oder in Vorstufe vom Aussterben bedroht sind. Umso mehr zählt jeder einzelne Vogel. Die Versorgung ist allerdings sehr aufwendig und bedarf großen Spezialwissens. Leider gibt es dafür viel zu wenige professionelle Auffangstationen und fachkundige Päppelstellen in Bayern. Länder und Kommunen fühlen sich nur für gefundene oder beschlagnahmte Haustiere zuständig, nicht aber für Wildtiere. Tierschutzarbeit in diesem Bereich finanziert sich daher stets ausschließlich über Spenden. Um seinen Beitrag zum Artenschutz auf regionaler Ebene zu erhöhen, startet der Tierschutzverein nun Münchens erste Auswilderungsstation für Wildvögel. Auf dem Grundstück gegenüber des Riemer Tierheims fanden sich dafür optimale, naturnahe Flächen, um ab sofort ca. 1.500 von Hand aufgezogene Vögel gründlich und nachhaltig auf ihr Leben in freier Wildbahn vorzubereiten.

Spenden

Wer Amsel, Drossel, Fink und Star im Kampf gegen das Aussterben unterstützen möchte, kann auf das Vogelkonto des Tierschutzverein München e.V. spenden: Sparkasse München, IBAN: DE07 7015 0000 1000 1184 46, BIC: SSKMDEMMXXX,
Stichwort „Aktion Vogelfrei“.

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