„Sieh doch, wie arm mein Wauzi ist … und mach die Geldbörse auf.” Mit dieser Masche arbeitet die Bettelmafia in vielen Städten. Alljährlich reisen organisierte Gruppen aus Osteuropa zum Münchner Oktoberfest. Dabei werden Tiere schamlos als Mitleidsverstärker missbraucht. Tierschutzorganisationen fordern deshalb seit langem ein Bettelverbot mit Tieren. Das perfide System des Almosengeschäfts sehen die WohltäterInnen freilich nicht. Sie sehen nur, was sie sehen sollen: einzelne Bettler in Lumpen am Boden sitzend, mit Hut oder Schale für Münzen und Scheine vor sich, manchmal ein Schild in der Hand. Besonderer Blickfang mit maximalem Mitleidsfaktor: ein armer Hund neben ihnen. Arm dran ist dieser tatsächlich, denn die Tiere der Bettelmafia sind meist verwahrlost, krank, ausgehungert, dehydriert, nicht selten sogar sediert. Sie müssen stunden- bis tagelang, an kurzen Leinen fixiert, inmitten der lärmenden Menschenmengen ausharren, bei jedem Wetter, oft ohne Wasser und Futter. Besonders Welpen, Junghunde oder kranke Tiere werden eingesetzt. Häufig werden sie mit Betäubungsmittel ruhiggestellt oder konträr daran gehindert, sich hinzulegen, teilweise so eng in Decken gewickelt, dass sie sich gar nicht bewegen können. Nachts sammeln sich die Gruppen unter Brücken, um dort zu nächtigen, ihre Einnahmen abzugeben und die Hunde auszutauschen. Denn die sind keineswegs geliebte Gefährten einzelner Personen, sondern nichts weiter als austauschbare Arbeitsmittel.
Auch heuer erreichen den Tierschutzverein München täglich Meldungen von besorgten Wiesnbesuchern, die Bettelhunde in erbärmlichem Zustand gesehen haben. Zehn Hunde wurden bislang gleichzeitig gezählt, sechs davon konnte das Münchner Veterinäramt aus den Fängen der Bettelmafia befreien. Zwei von ihnen haben massive Gesundheitsprobleme, ein herzkranker Pudel und eine völlig abgemagerte Huskyhündin mit starker Ohrenentzündung. Alle sechs Hunde stammen aus der Slowakei. Sie waren völlig verfloht, verdreckt und hatten teilweise extremen Zeckenbefall. Für die armen Geschöpfe hat die Tortur nun vorerst ein Ende. Sie werden im Münchner Tierheim medizinisch versorgt und liebevoll aufgepäppelt. Ob sie aber nicht doch wieder zu ihren „Eigentümern” zurückmüssen, ist noch offen. Dass die Menschen in diesen Bettel-Banden selbst oft Opfer und hilfsbedürftig sind, steht außer Frage. Sie würden ihren Lebensunterhalt sicher lieber auf andere Weise verdienen. Doch dabei unschuldigen, wehrlosen Tiere derart Leid zuzufügen, ist unentschuldbar. Was mit den Hunden nach ihrem Einsatz in Deutschland geschieht, bleibt unklar. Der Tierschutzverein München appelliert an den Stadtrat: „Wir brauchen dringend ein Bettelverbot mit Tieren im gesamten Stadtgebiet, besonders zur Wiesnzeit!”