Wer heute durch die Friedrich-Fischer-Straße in Erding spaziert, ahnt kaum, dass sich hinter den Mauern des Empl-Kellers eine Geschichte verbirgt, die fast vier Jahrhunderte zurückreicht. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein schlichtes Wirtshaus, das bereits im Jahr 1633 urkundlich erwähnt wurde – damals im Besitz von Johann Hälmaier. Über Generationen hinweg wechselte das Anwesen mehrfach die Eigentümer, diente als Wirtshaus und später auch als Wein- und Branntweinschenke. Schon früh galt der Ort als geselliger Treffpunkt in der Herzogstadt.
Eine neue Ära begann am 15. Juni 1785, als Franz Faistenhammer den sogenannten „Grafenstock“ in Erding mitsamt der „realen Branntweinbrennereigerechtsame“ erwarb. Diese Brennrechte bildeten die Grundlage für die spätere Brennerei der Familie Empl. Nach mehreren Eigentumsübertragungen innerhalb der Familie gelangte das Anwesen 1837 durch die Heirat von Kaspar Empl mit der Witwe des Vorbesitzers in den Besitz der Familie Empl – ein Datum, das als Geburtsstunde der traditionsreichen Firma gilt. Der Magistrat erlaubte Kaspar Empl, die Branntweinbrennerei und Schänke weiterzuführen, womit der Name Empl untrennbar mit dem Haus in der Friedrich-Fischer-Straße 9 verbunden blieb.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Unternehmen Empl stetig weiter. Neben der Brennerei entstanden eine Kartoffelflockenfabrik, eine Beeren-Weinkelterei und ab etwa 1910 sogar ein Mineralölvertrieb – ein Zeichen des Unternehmergeistes, der die Familie bis heute prägt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Stammhaus schwer beschädigt, doch Franz Xaver Empl und seine Frau Annie bauten es in der Nachkriegszeit wieder auf. Der Empl-Keller blieb dabei ein Stück lebendige Geschichte: Ein Ort, an dem sich Tradition, Fleiß und Gastfreundschaft zu einer unverwechselbaren Atmosphäre verbanden.
Nach dem Tod von F.X. Empl im Jahr 1961 übernahm Tochter Rita Empl mit ihrem Mann Dr. Egon Lechner die Leitung der Firma. Unter ihrer Hand erfolgte ein umfassender Ausbau und eine Modernisierung des Unternehmens. 1964 wurden die mittelalterlichen Kellergewölbe in der Friedrich-Fischer-Straße liebevoll restauriert und als „Empl-Keller“ beziehungsweise „Zum Weinwirt“ wiedereröffnet. In den stilvoll gestalteten Gewölben vereinten sich Geschichte und Genuss – ein Treffpunkt für Erdinger und Reisende gleichermaßen.
Der Empl-Keller ist mehr als nur ein historisches Lokal – er ist ein Stück Erdinger Identität. Hier lässt sich die Geschichte der Stadt in ihren Mauern spüren: die Wärme der alten dicken Wände, das Echo vergangener Jahrhunderte und der Duft von Wein und Holz, der von einer langen Wirtshaustradition erzählt. Der Empl-Keller steht für Historie mit Gastlichkeit und bewahrt damit ein wichtiges Kapitel Erdinger Stadtgeschichte.