In der Sammlung der barocken „Rennschlitten“ im Marstallmuseum gibt es nicht nur eine Gruppe prächtiger Schlitten für erwachsene Personen, sondern auch ein kleineres Exemplar für Kinder. Dieses außergewöhnliche Fahrzeug wurde nun von der Bayerischen Schlösserverwaltung restauriert und ist ab sofort wieder für Besucherinnen und Besucher im Marstallmuseum zu sehen.
Wie bei den „großen“ Rennschlitten war der Kinderschlitten für festliche, kostümierte Schlittenauffahrten und Turniere zur Faschingszeit gemacht. Bei den Turnieren saß die Dame im Gefährt und zielte mit einer Lanze oder mit ähnlichen Waffen auf Ringe, Pappmaché-Attrappen und andere Trophäen, die im spielerischen Wettbewerb getroffen oder abgeschlagen werden mussten. Der Kavalier saß auf dem hinteren Sitz und lenkte das Pferd.
Für adlige Kinder stand der Unterricht im Kutschieren neben vielen anderen zu erlernenden Fertigkeiten auf dem Lehrplan. Der um 1730 gebaute Kinderschlitten wurde nachträglich mit kleinen Rollen an den Kufen ausgerüstet. So konnte er auch außerhalb der Wintersaison in Innenräumen gefahren werden. Die Rennschlitten waren häufig mit mythologischen Skulpturen geschmückt, deren Bedeutung auf den hohen Rang der Insassen hinwies. Die Figuren bekrönen die typischen, vorne hochgezogenen Kufen und oft auch den Wagenkasten. Beim Kinderschlitten ist der Göttervater Jupiter (griechisch: Zeus) als Putto auf einem Adler dargestellt.
Im Rahmen der Restaurierung wurden lose und abblätternde Malschichten am Schlittengestell sowie an den blattvergoldeten Schnitzereien sorgfältig gefestigt. Fehlstellen der Bemalung, bei denen tiefer liegende Farb- und Grundierungsschichten durch starken Kontrast störend ins Auge fielen, wurden vorsichtig retuschiert. Ebenso wurden altersbedingte Verfärbungen der einst leuchtend violett-roten Partien behandelt. Dank der behutsamen Maßnahmen ist der dekorative Bestand mit seinen floralen Motiven, geschwungenen Ranken und dem feinen Gittermuster nun wieder in seiner ganzen Detailfülle sichtbar und erlebbar.