Seit Jahren begleitet den Choreografen Richard Siegal die Faszination für „Shudan Kodo”, das japanische Precision Walking. Bei dieser einzigartigen Disziplin bewegen sich Gruppen von Athleten mit höchster Präzision in synchronisierten Formationen. Shudan Kodo vereint damit eine außergewöhnliche Mischung aus Disziplin, Ästhetik und Kollektivität, die sowohl durch ihre visuelle Kraft als auch durch technische Perfektion besticht.
Richard Siegal reiste nach Japan und entwickelte die Sportart zusammen mit einem Shudan-Kodo-Meister choreografisch weiter. In seiner Choreografie „Collective Action” tauchten zwei Tänzer seines Ballett-Ensembles und 53 japanische Athleten in ein Wechselspiel zwischen den kantigen elektronischen Klängen von alva noto und dem Video-Lichtdesign von Matthias Singer und fantomas ein. Das Ergebnis ist eine bahnbrechende Perspektive auf die Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv im digitalen Zeitalter. Eine separate Kameraaufnahme aus verschiedenen Blickwinkeln außerhalb und innerhalb der Choreografie selbst bildet die Grundlage für die Videoinstallation „art.Life”.
Von Donnerstag, 29. Mai, (Christi Himmelfahrt) bis zum Sonntag, 15. Juni, ist sie im Lenbachhaus in der Luisenstraße 33 zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Richard Siegal konzentriert sich bei seiner Choreographie auf die innere Logik von Shudan Kodo – einer Bewegungssprache, die wie ein digitales System aus einfachen Regeln unendliche Variationen erzeugt. Gleichzeitig stellt „art.Life” in Auseinandersetzung mit den technokratischen Tendenzen der heutigen digital geprägten Lebens-Realität grundlegende Fragen: Wo verläuft die Grenze zwischen Technologie und dem Körper? Wie werden menschliche Verhaltensweisen und Beziehungen durch die digitalen Systeme, in die sie eingebettet sind, gesteuert?
„art.Life” wird präsentiert von International DANCE Festival München in Kooperation mit dem Lenbachhaus.