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Veröffentlicht am 29.12.2008 10:04

Ratschläge, die bares Geld bedeuten

Daniel Kaßeckert, Energieberater der Stadtwerke München, sagt: „Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun.” (Foto: tg)
Daniel Kaßeckert, Energieberater der Stadtwerke München, sagt: „Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun.” (Foto: tg)
Daniel Kaßeckert, Energieberater der Stadtwerke München, sagt: „Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun.” (Foto: tg)
Daniel Kaßeckert, Energieberater der Stadtwerke München, sagt: „Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun.” (Foto: tg)
Daniel Kaßeckert, Energieberater der Stadtwerke München, sagt: „Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun.” (Foto: tg)

Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu. Das Jahr 2008 bescherte den Münchnern nicht nur die „Finanzkrise”. Die Stadtwerke München (SWM) machten ihnen zum Jahresbeginn 2009 ein Geschenk, das ihnen den Atem verschlug: Sie erhöhten die Strom- und Erdgaspreise derart, dass sie gezwungen sind, sich etwas einfallen zu lassen, um ihren Geldbeutel zu schonen. So ist aus der Spruchweisheit „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, die Variante vom Anfang dieses Beitrags geworden. Denn: Not macht erfinderisch. Was sich beim Energiesparen richtig auszahlt. Wer nicht allein an Geldnot leidet, sondern darüber hinaus die um 13 bis 14 Prozent höheren Energiepreise nicht einfach hinnehmen will, der informiere sich und wechsle – falls es sich ergeben sollte – zum Beispiel den Anbieter.

In einem Privathaushalt lässt sich beim Heizen am meisten Energie sparen. Mit jedem Grad Celsius weniger Wärme in Haus oder Wohnung sinken die Heizkosten um rund sechs Prozent. Selbstverständlich kann – und sollte! – auch beim Gas und am Wasser gespart werden. Deren Ressourcen sind ebenfalls nicht endlos. Nebenbei bemerkt geht es beim Energiesparen keineswegs nur darum, das eigene Portemonnaie zu schonen. Jede Maßnahme, die durch sorgsamen Umgang mit den Vorräten hilft, das Haushaltsgeld zusammen zu halten, nutzt ebenfalls der Umwelt. Vor allem jedoch sind treffsichere Informationen und schöpferische Phantasie beim Energiesparen gefragt. Damit lässt sich bei dem Spiel „Strom sparen“ sogar etwas gewinnen.

„Schlauer schenken und Geld sparen“ heißt die Kampagne des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), der Stiftung Warentest, der Verbraucherzentralen und der Deutschen Energieagentur, die Verbrauchern klar machen soll, wie sie energieeffiziente Geräte ohne Schwierigkeiten erkennen können. „Sagen Sie uns hier, wie Sie Strom sparen und mit welchen Energiespar-Tipps Sie Ihre Stromrechnung in den Griff bekommen“, bitten die Veranstalter unter http://www.bmu.de/stromsparen. Unter den Teilnehmern, die bis einschließlich 31. Januar ihre Erfahrungen mitteilen, wird ein Kühlschrank der Energiesparklasse A++ im Wert von 800 Euro verlost.

Mit ihren Spartipps regen die Stadtwerke München ihre Kunden dazu an, mit Energie sorgsam umzugehen, sie so wirksam wie möglich einzusetzen und sie damit noch bewusster als bisher zu verbrauchen. So sparen Sie Geld und entlasten gleichzeitig die Umwelt, ist der Broschüre zu entnehmen. Welche Einsparpotentiale in jedem Haushalt stecken – ohne, dass dabei auf Komfort verzichtet werden muss! – erläutert SWM-Energieberater Daniel Kaßeckert.

SamstagsBlatt: Die Münchner sind schockiert über den Preisanstieg bei Strom und Gas durch die Münchner Stadtwerke. Wie können sie die Kosten dämpfen?

Daniel Kaßeckert, SWM-Energieberater: Im Haushalt kann jeder Verbraucher Strom sparen, ohne sich groß einzuschränken. Am meisten lässt sich aber bei der Heizung sparen. Am effizientesten ist es, wenn jeder hier sein Nutzerverhalten anpasst.

Bedeutet das, im Pullover in der eigenen Wohnung zu sitzen?

Nein, Sparen hat nichts mit Einschränkungen zu tun. Mit jedem Grad Celsius weniger sinken die Heizkosten um rund sechs Prozent! Und das ohne Komfort-Einbuße. Die Temperatur um drei bis vier Grad abzusenken ist besonders dann sinnvoll, wenn ein Raum nicht ständig genutzt wird. In unserer Broschüre „Energie-Spartipps“ finden sich noch viele weitere Ratschläge, die sparen helfen – und bares Geld wert sind.

Soll die Heizung nachts ausgeschaltet werden?

Wenn es sich um eine eingebettete Wohnung handelt, kann sie kurzzeitig ausgeschaltet werden – allerdings nicht für längere Zeit. Im Winter sollte vermieden werden, Räume längere Zeit unbeheizt zu lassen. Die Wände kühlen dann zu stark aus. Den Raum wieder auf angenehme Temeratur zu bringen, würde unverhältnismäßig viel Energie fressen.

Sie empfehlen, Ihr Angebot „M-Strom privat” zu nutzen, um den Preisanstieg bei Strom deutlich zu reduzieren. Was steckt dahinter?

M-Strom privat ist das SWM Vertragsangebot, mit dem unsere Kunden von günstigeren Strompreisen profitieren können: Im Vergleich zur Grundversorgung („Tarif“) sparen sie rund vier Prozent. Und mit dem Onlineangebot „M-Strom Internet“ lassen sich zusätzlich 35 Euro einsparen (25 Euro einmaliger Bonus und ein um 10 Euro vergünstigter Grundpreis).

Warum wird „M-privat”-Strom billiger angeboten als „normaler”?

Mit der Liberalisierung wurde der Energiemarkt geöffnet. Die Verbraucher können sich ihren Lieferanten aussuchen. Mit unseren Vertragsangeboten „M-Strom privat“ und „M-Erdgas M“ bieten wir unseren Kunden qualitativ hochwertige Produkte mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Und das Beste: Im Gegensatz zu anderen Anbietern gibt es bei den SWM keine Mindestlaufzeit. Das heißt: Er läuft automatisch so lange, wie der Kunde ihn nutzen will.

Die Münchner sollen bewusster mit Energie umgehen. Wo kann ein Haushalt neben der Heizung am effizientesten sparen?

Kühlgeräte verbrauchen am meisten Energie. Es empfiehlt sich, Geräte zu kaufen, die das Label A + und A ++ tragen. Das gibt es schon seit vielen Jahren. Nur ist die Einstufung überholt. A-Geräte, die vor zehn Jahren noch sehr viel Energie einsparten, liegen heute beim Durchschnitt. Die Kennzeichnung A bei Kühl- und Gefriergeräten ist mittlerweile schlechter Standard. Käufer sollten jetzt zumindest auf das Siegel A + achten.

Der Einsatz von Energiesparlampen ist umstritten, empfehlen Sie sie trotzdem?

Grundsätzlich sind Energiesparlampen besser und sparsamer. Sie benötigen nur rund ein Fünftel der Energie von herkömmlichen Glühbirnen.

Aber Sie sind teurer in der Anschaffung?

Sie sind teurer. Gute Marken haben aber auch eine acht- bis zehnfach längere Lebensdauer als Glühbirnen. Das rentiert sich auf alle Fälle.

Sind Steckdosenleisten sinnvoll, um den Standby-Betrieb von Elektrogeräten zu vermeiden?

Auf alle Fälle. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, hilft, Kosten zu sparen. Das ist zwar ein geringer Teil des Stromverbrauchs in einem Haushalt. Aber die billigste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird! Und es ist so einfach, den Standby-Verbrauch, zum Beispiel von Fernseh- und Videogeräten, mit Hilfe einer Steckerleiste abzuschalten.

Kann dabei die Programmierung eines Geräts durcheinander geraten?

Bei modernen Geräten speichert sich die Programmierung. Ein Problem kann es bei Uhren geben. Computer haben verschiedene Energiesparstufen. Die sollten genutzt werden. Es gilt, Monitore generell auszuschalten, wenn sie nicht gebraucht werden. Und – auch der Bildschirmschoner frisst Strom.

Wie könnte im Haushalt noch Energie gespart werden?

Beim Waschen und Trocknen sollten Geräte mit hoher Energie-Effizienzklasse verwendet, beim Kochen die Nachwärme genutzt und energiesparende Techniken – wie Ceran- oder Induktionskochfelder – zum Einsatz kommen.

Das Spardenken müssen sich viele erst antrainieren. Ist das zu lernen?

Das lässt sich durchaus lernen. Wenn der Geldbeutel erst einmal zwickt, dann sind die meisten Menschen lernbereiter. Das ist keine Hexerei, sondern eine Gewohntheit. Und der Komfort muss dabei keineswegs eingeschränkt werden.

Wie können Hausbesitzer bewusster als bisher mit Energie umgehen?

Der größte Energieverbrauch liegt bei der Heizung. Das A und O ist deshalb die Gebäudehülle, die Dämmung. Sie zu sanieren und die Energieverluste über die Wände, übers Dach, die Fenster, über die Kellerdecke – wenn der Keller unbeheizt ist – zu minimieren, macht sich bezahlt.

Das heißt, es muss zunächst investiert werden? Hilft der Staat?

Es gibt Förderprogramme, unter anderem von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Je nachdem, welcher Energiestandard erreicht wird, verbessern sich deren Zinskonditionen. Informationen dazu haben wir im Internet auf www.swm.de zusammengestellt. Es gibt sie auch im Münchner Bauzentrum in Riem.

Lohnt es, ein Energiekostenmessgerät anzuschaffen und was kann damit gemessen werden?

Sie messen die Arbeit in Kilowattsunden (kWh) bei allen Geräten, die an Steckdosen angeschlossen werden und ermöglichen es, Schwachpunkte aufzufinden. Man muss sie nicht kaufen. Die SWM verleihen sie auch.

Müssen wir wegen des Klimawandels auf Komfort verzichten?

Aufgrund des Klimawandels werden sich gewaltige Veränderungen ergeben. Unabhängig davon werden aber auch die Rohstoffe auf der Erde immer knapper – in der Folge die Energie teurer; das spüren wir schon heute. Darauf müssen wir uns einstellen.

Ist das ein Appell, grundlegend etwas zu verändern?

Auf alle Fälle mit Nachdruck darauf zu drängen, bewusster mit Energie umzugehen. Die Ressourcen sind endlich. Deshalb setzen wir auf regenerative Energien: Sonne, Wasser, Wind, Erdwärme und Biomasse. Die SWM sind hier sehr aktiv: Für den Ausbau der regenerativen Energienutzung investieren wir in den kommenden Jahren rund eine Milliarde Euro.

Was sollten die Münchner tun, um das Klima zu schützen?

Energie effizient nutzen! Das Bewusstsein schärfen! Damit auch unseren Nachfahren bezahlbare Energie zur Verfügung steht. Wenn zum Beispiel jeder Bundesbürger Energiesparlampen benutzte, könnte ein Kohle- oder Atomkraftwerk abgeschaltet werden. Oder das Auto gelegentlich stehen lassen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Oder stärker Lebensmittel kaufen, die regional hergestellt werden. Und auf Produkte verzichten, die um die halbe Erde geschippert werden müssen.

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