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Veröffentlicht am 05.05.2025 09:47

Fragen zur Geothermie


Von Patrizia Steipe
Solch ein Bohrkopf kommt bei Probebohrungen für die Tiefengeothermie zum Einsatz. (Foto: pst)
Solch ein Bohrkopf kommt bei Probebohrungen für die Tiefengeothermie zum Einsatz. (Foto: pst)
Solch ein Bohrkopf kommt bei Probebohrungen für die Tiefengeothermie zum Einsatz. (Foto: pst)
Solch ein Bohrkopf kommt bei Probebohrungen für die Tiefengeothermie zum Einsatz. (Foto: pst)
Solch ein Bohrkopf kommt bei Probebohrungen für die Tiefengeothermie zum Einsatz. (Foto: pst)

Die Erdwärme Herrsching GmbH hat einen Antrag für Probebohrungen an das Bergamt Südbayern gestellt. Der Claiminhaber möchte bereits im dritten Quartal 2025 mit den Voruntersuchungen für die Tiefengeothermie beginnen. Falls diese erfolgreich sind, soll Thermalwasser aus der Tiefe für die Energiegewinnung gefördert werden. Die Gemeinde ist allerdings alles andere als begeistert.

Die Stellungnahme an das Bergamt Südbayern zur „Herrichtung des Bohrplatzes und Durchführung der Bohrarbeiten“ ist die einzige Gelegenheit für die Gemeinde Herrsching, sich zum laufenden Beteiligungsverfahren für das Geothermieprojekt zu äußern. Denn das Projekt ist „privilegiert“, das bedeutet, dass kein gemeindliches Einvernehmen eingeholt werden muss. Das erklärte Bürgermeister Christian Schiller in der letzten Gemeinderatssitzung. Der Herrschinger Claiminhaber beantragt für zwei Probebohrungen bis zu 3.160 Metern Tiefe beim Bergamt Südbayern die bergrechtliche Genehmigung. Insgesamt würden die Proben etwa 16 Monate lang dauern. Sind sie erfolgreich, wird der Antrag für die Realisierung der Tiefengeothermie gestellt. Auf fünf Seiten hat die Gemeinde ihre Einwände ausgeführt. Da wäre zum einen der Bohrplatz auf der landwirtschaftlichen Fläche zwischen Mitterweg und Pilsensee. Das nächste Wohngebiet befindet sich 300 Meter im Osten, der Pilsensee und Ammersee sind jeweils circa 1.000 Meter entfernt.In der Nähe befinden sich jedoch Biotope und sensible Bereiche, wenngleich die in der Stellungnahme aufgeführten Kiebitzbruten im entfernten Aubachtal und das Seeadlerpaar am Südende des Ammersees (Dießen) beheimatet sind, wie Christiane Gruber (BGH) richtigstellte.

Kritik an Verkehrsanbindung

Die Anfahrt zum Bohrplatz möchte der Antragsteller über Rieder Straße und Mitterweg realisieren. Streckenführung, Verkehrsbelastung und Größe der Straße seien „gänzlich ungeeignet“, befand das Ratsgremium. Schließlich ist der Mitterweg teilweise unbefestigter Feldweg und für eine Verbreiterung wären private Flächen notwendig. Gemeinderäte schlugen die Seefelder Straße als Alternative vor, aber mit dem Antragsteller habe es bislang keine Gespräche über die Verkehrsanbindung gegeben, so Schiller. Auch die Infrastruktur des Bohrplatzes sei nicht gesichert. Es gibt „keine Ver- und Entsorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Fernwärme oder Strom“, monierte Schiller. Außerdem vermisst er ein Wärmenetz beziehungsweise Pläne für ein solches, um die einmal gewonnene Energie zu verteilen.
„Unseriös“ sei es, dass angesichts all dieser Fragezeichen das Setzen der Standrohre für das dritte Quartal 2025 anberaumt wird, heißt es in der gemeindlichen Stellungnahme. Laut Antragsteller sollen die Probebohrungen bis Ende 2026 dauern. Falls ausreichend heißes Wasser gefunden wird – erwartet werden 119 Grad Celsius – könnte bis Ende 2027 ein Pumpen- und Zirkulationstest folgen. Eine Bohrung dient zur Förderung des heißen Wassers, dem Energie entzogen wird, die andere zur Rückführung des Wassers in den Untergrund. Der Gemeinderat fand die Pläne unausgegoren. Er zog das Fazit: „Wir raten dringend einen anderen Standort zu finden“.

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