Als vor Jahren das Gelände an der Hans-Preißinger-Straße als Ausgangsquartier für das Gasteig ins Gespräch kam, weckte dies Existenzängste bei den dort ansässigen Betrieben. 2021 zog die Kulturstätte dann auf das Gelände. Jetzt fürchten die verbliebenen kleinen Firmen dort wieder um ihren Fortbestand.
„Was ich mir in 30 Jahren aufgebaut habe, ist damit zerstört.“ Das sagt Wolfgang Ronner, einer der Bestandsmieter im Kreativquartier HP8 auf dem SWM-Gelände an der Hans-Preißinger-Str. 8. Diese befürchten ihre Vertreibung durch das Gasteig Interim, denn diese plane derzeit, Anfang 2026 die Räumlichkeiten von vier Handwerksbetrieben mit 23 dort Tätigen für das Gasteig Interim zu übernehmen. Betroffen sind Dominik Senjak, Ramon Wegner (Coat’n Cast), Wolfgang Ronner und Alexander Nawrath.
Da weder auf dem freien Markt noch durch Vermittlung des Referats für Arbeit und Wirtschaft bislang realisierbare alternative Standorte für diese seit Jahrzehnten erfolgreich auf dem SWM-Gelände arbeitenden Betriebe zu finden sind, würde diese Entmietung zwingend ihr wirtschaftliches Ende und die Arbeitslosigkeit für ihre Mitarbeiter bedeuten, so die gewählten Mietervertreter der Bestandsmieter des Kreativquartiers HP8.
Sie haben deshalb alle Stadtratsmitglieder der demokratischen Parteien mit einer kurzen Übersicht der Fakten und Folgen dieser geplanten Vertreibung angeschrieben, um ihre Unterstützung bei der Vermeidung dieser Existenzvernichtung zu erreichen.
„Wir sind der Überzeugung, dass die betrieblichen Bedürfnisse respektive Bequemlichkeiten des Gasteig Interim keineswegs über den existentiellen Bedürfnissen Münchner Bürger stehen - es ist weder moralisch noch politisch vertretbar, wenn sich eine große Münchner Kulturinstitution über das fundamentale Lebensinteresse von Bürgern dieser Stadt stellt”, fassen sie zusammen.
Die Mietervertreter erinnern daran, dass mit dem Vorhaben bestehende Zusagen gebrochen würden: Sowohl die SPD-Fraktion als auch der damalige Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner in Gesprächen mit Bestandsmietern haben 2018 im Zuge der vom Stadtrat beschlossenen sogenannten Konsenslösung deren Verbleib auf dem HP8-Gelände bis Ende des Gasteig Interim zugesagt. Im Vertrauen auf diese verbindlichen Zusagen investierten die jetzt von Kündigung bedrohten Bestandsmieter nicht zuletzt erhebliche Summen in ihre Räumlichkeiten.
Dominik Krause, 2. Bürgermeister, habe den Mietern angeboten, dass das städt. Referat für Arbeit und Wirtschaft bei der Suche nach Alternativflächen behilflich sei. Diese Suche habe indes kein brauchbares Ergebnis gezeitigt: Dominik Senjak (7 Personen) habe nur ein Angebot bekommen. Allerdings wurde sein Reifenhandel als Mieter abgelehnt. Ramon Wegner (11 Personen) habe nur ein Angebot bekommen. Allerdings wurde sein Beschichtungsbetrieb als Mieter abgelehnt. Wolfgang Ronner (3 Personen) und Alexander Nawrath (2 Personen) haben kein Angebot bekommen.
Der Gasteig-Führung werfen die Mietervertreter „Kompromisslosigkeit bei der Durchsetzung ihrer betrieblichen Ziele gegenüber den seit Jahrzehnten erfolgreich im HP8 arbeitenden Firmen” vor. Setzt sie ihre Pläne durch, habe dies zwingend das betriebliches Ende der Betriebe und die Arbeitslosigkeit für 23 dort tätige Personen zur Folge. Die Mietervertreter stellen die Frage: „Ist es legitim, dass in einer zivilisierten Stadtgesellschaft Bürger der Stadt München zum betrieblichen Nutzen der größten städtischen Kulturinstitution alternativlos auf die Straße gesetzt und ihrer wirtschaftlichen Lebensgrundlage beraubt werden?”