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Veröffentlicht am 15.05.2025 14:13

Seit Jahren Stillstand: Wie geht es weiter im alten Ramersdorfer Ortskern?


Von Benjamin Schuldt
Der historische Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet werden - das hat der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2018 beschlossen. Passiert ist seitdem nichts. (Foto: bas)
Der historische Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet werden - das hat der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2018 beschlossen. Passiert ist seitdem nichts. (Foto: bas)
Der historische Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet werden - das hat der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2018 beschlossen. Passiert ist seitdem nichts. (Foto: bas)
Der historische Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet werden - das hat der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2018 beschlossen. Passiert ist seitdem nichts. (Foto: bas)
Der historische Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet werden - das hat der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2018 beschlossen. Passiert ist seitdem nichts. (Foto: bas)

Der alte Ramersdorfer Ortskern soll umgestaltet und dadurch aufgewertet werden - das ist seit langem bekannt. Nur wann ist es endlich soweit? Eine Frage, die sich viele Bewohner des Stadtteils stellen. Bei der jüngsten Bürgerversammlung hat der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach (BA 16), Thomas Kauer, erneut klargestellt, dass so bald nicht mit einem Beginn der Bauarbeiten zu rechnen ist.

Bis Anfang der 60er herrschte im alten Ramersdorf fast dörfliche Idylle. Die Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf, der Alte Wirt, der Fußballplatz des SC Bajuwaren München (der in seiner besten Zeit sogar Bayern und die Löwen besiegte), das Metro-Kino und die Führichschule ergaben ein stimmiges Gesamtbild - quasi ein Dorf in der Großstadt, ein Ort, wo man sich gerne traf. Doch die Stadt München wuchs und wuchs, und Ramersdorf veränderte sich stark: Breite Autostraßen und Wohnhäusern entstanden, im Ortskern mussten Fußballplatz und Kino weichen.

Isoliert von anderen Vierteln

Heute erstreckt sich zwischen der Führichschule und dem Ortskern die Kirchseeoner Straße, parallel dazu verläuft eine recht trostlose Grünfläche. Der seit 2011 unter Ensembleschutz stehende Ortskern mit Kirche, Pfarrhaus und Mesnerhaus wird von stark frequentierten Verkehrsrouten - der Rosenheimer Straße und dem Innsbrucker Ring - umschlossen und so von den benachbarten Vierteln isoliert. Blechlawinen, Lärm und Abgase dominieren das Umfeld. Einladend ist das alte Ramersdorf mit Ausnahme des Biergartens nicht.

Seit Jahrzehnten fordern Bürger und Lokalpolitiker, den Ramersdorfer Ortskern aufzuwerten. Schon 1987 wurde zum ersten Mal ein städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt und ein Bebauungsplan entworfen, aber wegen fehlender Finanzierung von der Stadt nicht fortgeführt. Erst nachdem der historische Dorfkern 2005 ein Teilbereich des Sanierungsgebiets „Innsbrucker Ring/Baumkirchner Straße” geworden war, kam wieder Bewegung in die Sache - und Ende 2010 folgte ein Stadtratsbeschluss mit anschließender Bürgerbeteiligung. 2012 gründete sich der Verein MORES (Mustersiedlung und Ortskern Ramersdorf für den Ensembleschutz), um die Anliegen der Bewohner zu vertreten.

Im Jahr 2013 lobte die Stadt München dann nach einer Machbarkeitsstudie einen städtebaulichen, landschaftsplanerischen und verkehrlichen Realisierungswettbewerb aus. Der Siegerentwurf eines Münchner Architektur- und Stadtplanungsbüros sieht neben der Schaffung von neuen Grünflächen und maßvoller Nachverdichtung mit Wohnraum auch eine Neuordnung der Verkehrsflächen vor. Demnach sollen die westlich des Ortskerns verlaufenden zwei Äste der Rosenheimer Straße zu einer Trasse zusammengezogen und verschwenkt werden. Im Norden würde dadurch öffentlicher Freiraum entstehen.

Im Ortskern selbst sollen zum Beispiel die Aribonenstraße und die Ramersdorfer Straße zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 umgebaut werden. Vorgesehen ist zudem ein autofreier Platz vor der Kirche als neue Ortsmitte und Fläche für Veranstaltungen. Im Oktober 2015 wurde der Siegerentwurf in einem Rahmenplan konkretisiert. „Ramersdorf soll sein Herzstück zurückbekommen”, schreibt die damalige Stadtbaurätin Elisabeth Merk in einem Grußwort der Broschüre.

Stadtratsbeschluss vor über sechs Jahren

Seit 2017 ist der Ramersdorfer Ortskern ein eigenes Sanierungsgebiet, das Anfang 2020 dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung” zugeordnet wurde. Im Oktober 2018 sprach sich der Münchner Stadtrat formell für die Aufwertung des Ramersdorfer Zentrums aus und beauftragte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit dem Bauleitplanverfahren, mit dem erwähnten Rahmenplan als Grundlage. 2019 wurden die dafür erforderlichen frühzeitigen Beteiligungen der Öffentlichkeit und der Behörden durchgeführt. Das ist nun sechs Jahre her. Passiert ist seitdem nichts.

„Erst kam die Corona-Pandemie und dann die Pläne für die neue Trambahn”, erläuterte der Vorsitzende des BA 16, Thomas Kauer, bei der Ramersdorfer Bürgerversammlung in der Turnhalle der Führichschule. Denn die Stadt plant im Rahmen der Münchner Mobilitätsoffensive, eine Tramtrasse vom Ostbahnhof über Altperlach bis nach Neuperlach zu errichten. Diese würde zwangsläufig durch Ramersdorf und über die Rosenheimer Straße führen, wie es bereits bis 1980 der Fall war. Davon zeugen noch Gleisreste in der Rosenheimer Straße und das Trambahnhäusl, das heute als Nachbarschaftstreff dient.

Fährt die Tram an der Kirche vorbei?

Das Mobilitätsreferat und die Stadtwerke wollen nun verschiedene Möglichkeiten prüfen, Trambahn- und Buslinien um oder durch den Ramersdorfer Ortskern zu führen. Sogar ein Verlauf über die Aribonenstraße und eine Haltestelle direkt an der Kirche scheinen denkbar. Die Rosenheimer Straße und den anliegenden Ortskern vor dem Verlegen der Tramgleise umzubauen, mache keinen Sinn, bekräftigte BA-Chef Kauer. Wegen der angespannten Haushaltslage hat die Stadt jedoch größere Projekte beim Ausbau von Tram und Bus auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Sanierung des Ortskerns deswegen unabhängig von der Tramplanung anzugehen, haben unter anderen die Grünen im BA 16 gefordert. Doch wie es aussieht, müssen die Ramersdorfer noch einige weitere Jahre auf ihren neuen alten Ortskern warten. Hoffentlich wird es kein Warten auf Godot.

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