Wer an der Wotanstraße wohnt oder sie als Autofahrer nutzt, muss sich auf erhebliche und lange Einschränkungen einstellen: Ab 30. Juni ist der Straßenzug eine Einbahnstraße, die (ab der Herthastraße) nur nach Norden (also von der Laimer Röhre Richtung Romanplatz) befahrbar ist. Wer nach Süden (Laim) will, muss weiträumig über die Friedenheimer Brücke ausweichen - das müssen auch die Busse. Bis August 2026 wird das so bleiben. In dieser Zeit wird die Hauptwasserleitung 5, die 80.000 Münchner mit Trinkwasser versorgt, verlegt. Durch die teils 100 Jahren Rohre rauschen jede Sekunde bis zu 720 Liter Wasser. Die Leitung muss verlegt werden, damit über ihrem bisherigen Platz die Tram-Westtangente gebaut werden kann.
Die Gleise werden aber nicht gleich im Anschluss an die Verlegung der Leitung eingebaut. Im Sommer 2026 wird die Wotanstraße daher wieder in ihren jetzigen Zustand versetzt. Dann wird sie für fast ein Jahr wieder für alle in beide Richtungen befahrbar sein.
Im Juni 2027 wird die Wotanstraße erneut zu einer Einbahnstraße (Richtung Norden) - dann bis Dezember 2028. Während dieser eineinhalb Jahren werden die Gleise und Haltestellen für die Trambahn gebaut.
Die vorbereitenden Arbeiten am Romanplatz werden noch im Mai beendet. An der Gaßnerstraße liegen bereits die Gleise, an die die Westtangente in drei Jahren angeschlossen wird. Im Juni werden in der Wotanstraße die Mittelinseln ausgebaut, während der Verkehr noch wie gewohnt fließen kann.
Die Wotanstraße ist nur ein Abschnitt der 8,3 Kilometer langen Tram-Westtangente zwischen Romanplatz und Aidenbachstraße. Diese neue Strecke erweitert das gesamte Münchner Tramnetz um zehn Prozent und soll u.a. die U-Bahn spürbar entlasten. „Komplex und herausfordernd in vielerlei Hinsicht” nannte Projektleiter Martin Schöneseiffen das Vorhaben bei der jüngsten Infoveranstaltung im Backstage. Nur eine der Herausforderungen: den Individualverkehr aufrechtzuerhalten sei „nicht so ganz einfach”.
Der gesamte Zeitplan ist ehrgeizig und verzeiht keine Überraschungen. Der Bau der Tangente ist von etlichen anderen Baumaßnahmen abhängig, die alle rechtzeitig vorher fertig werden müssen. 350 solcher Maßnahmen zählen die Stadtwerke zu diesem „Puzzle”, darunter umfangreiche Baumaßnahmen wie die Hauptwasserleitung, der Neubau von Autobahnbrücken oder die Laimer Umweltverbundröhre (sie unterquert die Bahnstrecke). Erst Ende 2027 (zwei Jahre später als ursprünglich angepeilt) dürfte die Bahn den gesamten Rohbau der Röhre an die Stadt übergeben haben. Erst dann können Tramgleise, Haltestellen und Technik in der Röhre installiert werden. „Das wird zeitlich sehr, sehr eng”, so Schöneseiffen.
Geht alles gut, wird die Westtangente zwischen Romanplatz und Laim im Dezember 2028 in Betrieb gehen - als letztes Stück der gesamten Trasse.
Bereits Ende 2025 soll das Stück zwischen Agnes-Bernauer-Straße und Ammerseestraße eröffnet werden (als Teil der Strecke zwischen Pasing und Gondrellplatz). Ende 2027 soll die Strecke zwischen Ammerseestraße und Ratzingerplatz in Betrieb gehen. Am Ratzingerplatz wird eine provisorische Wendeschleife gebaut, weil das allerletzte Trassenstückchen bis zur Aidenbachstraße erst Ende 2028 folgen kann, wenn dort das neue Parkdeck fertig ist.
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